Die
nur gescannten deutschsprachigen Pressearchive in Polen sind ein
Alptraum und ein Traum zugleich. Automatische Texterkennung scheint
der einzige Weg zu sein, die gewaltigen Mengen an Inhalten der
derartigen Archiven zu verarbeiten. Wenn man aber etwas wählerisch
ist, dann ist es gut möglich dies im kleineren, doch bedeutenden
Maßstab, unter Einsatz der dazu am besten geeigneten Tastaturen zu
machen. Schließlich ist nicht alles darin wirklich wichtig.
Praktisch genommen sind nur die historischen Pressequellen zur
Politik, Gesellschaft und Wirtschaft unbedingt nötig, um die
wichtigen Ereignisse aus dem Zeitalter als Lodsch noch die
polnisch-deutsch-jüdische Stadt war, besser zu verstehen. Und um mit
der „Neuen Lodzer Zeitung“ zu reden: „Die Geschichte ist nicht
bloß ein Repertorium von Zahlen und Namen, nicht bloß eine
Gedenktafel dessen, was geschehen
und unwiederbringlich vorbei ist.” (August Müller)
Die
„Neue Lodzer Zeitung“ war eine ganz besondere Zeitung gewesen.
1902 durch junge Journalisten der „Lodzer Zeitung“ gegründet,
zeichnete sie sich mit dem westeuropäischen Niveau seines
Journalismus aus. Seit Anfang an war sie und ist bis heute eine
Fundgrube
an historischen Angaben und Meinungen
über das späte Russische Kaiserreich, Russisch-Polen und die Zweite
Republik Polen geblieben.
Keine
andere deutschsprachige Zeitung in Polen war so eindeutig
polenfreundlich gesinnt gewesen
Sie
spiegelte die hohen Idealen der Polendeutschen und der Lodzermenschen
wieder. Unter tragischen Umständen (Terrorangriffe der Hitlers
Luftwaffe) beendete sie ihre Tätigkeit am 3. September 1939. Am
demselben Tag war auch die (auf ähnliche Art und Weise geführte)
„Volkszeitung“ zum letzten Mal erschienen.
Das
digitale Archiv der historischen Zeitung ist heute bei den Webseiten
der zwei großen mittelpolnischen Bibliotheken zugänglich
Ihre
Digitalisierung ist leider keineswegs perfekt. Zum ersten es
fehlen ganze Jahrgänge
und einige andere sind lückenhaft erhalten geblieben. Die
Ursache dafür sind die Aktivitäten der Hitlerjugend,
die alle für sie zugänglichen Exemplaren von der Zeitung mit Haß
und Verachtung im Herz aufsuchte, um diese als Altpapier zu benutzen.
Anderseits aber es wurde nichts gemacht, um die vor der Zerstörung
gerettete Mehrheit der wundervollen Zeitschrift in der Dritten
Republik Polen irgendwie zu ordnen und etwas mehr bekannt zu machen.
Das
Hauptproblem der digitalen Pressearchive der Zeitschriften aus der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besteht darin, dass wenn für die
viele hunderttausend, sogar Millionen Aufsätze und Beiträge
umfassenden Sammlungen keine automatische Texterkennung ("OCR")
eingesetzt wurde, da...
Da
steht man ziemlich ratlos dem
riesigen Dschungel der Inhalte gegenüber.
Es sei denn, jemand hat es wirklich gern ein
Dschungelcamp zu bauen
und dann das märchenhafte Reichtum des kaum bekannten Landesinneren
für sich selbst und für die Anderen zu erschließen. Ich habe bei
der „Neuen Lodzer Zeitung“ ausgerechnet damit zu tun. Ganz
anders als im Fall der anderen digitalen Pressearchive.
dieser der Österreicher, Schweizer und Luxemburger (um im
deutschsprachigen Raum zu bleiben), wo die Inhalten sogar im
digitalen Volltext
zugänglich sind. Als
Deutschliebhaber muss
ich mich nicht dazu zwingen, den ganzen Dschungelkampf, welcher uns
die Geschichte und Gegenwart auf die Schultern gepackt hat,
aufzunehmen. Ich werde dort keinen Dschungelkönig, sondern die
Heiligen und Helden treffen, und trotzdem...
So
oder so sind die modernsten Tastaturen unbedingt notwendig, um die
Notizen zu machen oder die Zitaten mit Hilfe von Textverarbeitung zu
erstellen und diese später für digitale Medien zu vorbereiten
Die
Aufgabe ist als mittelschwer zu beurteilen: Die
besten Tastaturen (als
Android-apps)
runterzuladen und sie dann, sozusagen, in
der Rolle des Abtransportmittels der neu entdeckten Reichtümer
zu benutzen. Diese Möglichkeit bieten vor allem die Flachrechner an.
Ich habe aus dem umfangreichen Angebot an höchstmodernen drei
gewählt. Als die erste, GO
Keyboard Pro,
um auf Deutsch von heute zu schreiben. Sowas ist unbedingt nötig.
Als
zweite, die Emoji
Keyboard (mit drei Herzen),
ohne digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, um die
alte, klassische deutsche Wortschatz selbstständig zu sammeln und zu
speichern,
einschließlich die veraltete, doch so für mich entzückende,
Rechtschreibung.
Die
polnischen Juden haben seit Anfang an ihre Vertreter bei den
Einrichtungen, die die Machthabenden in unserem Land berieten,
gehabt. Man ließ ihnen sich frei auszusprechen, so dass sie
interessante Sachen zum Thema Finanzen erzählen konnten.
Die
gebrochene Schrift
kann ich seit eh und je lesen, doch um dies vollständig zu benutzen,
hab ich mir auch ein der Tastaturtype, die der Benutzer fast beliebig
programmieren kann, besorgt. Die ai.Bot
Keyboard Free benutzt die Wortschatz aus Emoji dazu.
Ein kleines Beispiel dafür:
Auf
diese Art und Weise hab ich nun drei neue Tastaturen zur Verfügung,
die mir einerseits eine schnelle Worteingabe und Fehlerkorrektur
sichern, anderseits aber auch das Sammeln der alten Wortschatz sowie
die
Nachahmung des Schreibstils der Verfasser der historischen Zeitung
ermöglicht
haben. Der beste Ausgleich zwischen diesen zwei Aufgaben ist einfach:
die deutschen Tastatur-Sprachpaketen für Emoji und ai.Bot etwas
später, nach Bearbeitung von etwa zehn Texten per Hand, hochzuladen.
Ziel
erkannt und erreicht: Johannes Danielewski warnt mal wieder
Der
evangelisch-lutherische Gläubige, Mitglied der Kirchengemeinde Sankt
Johannis (St-Johannis-Kirche) in Lodsch,
Freund des späteren Märtyrers Julius
Bursche,
warnte im Jahr 1930
vor der Zerstörung der christlichen Werte durch heidnischen
Chauvinismus.
Danielewski starb im Jahr 1933. Er erlebte die
NS-Verbrechen,
denen die Geistlichkeit sowie die christlichen Aktivisten, wie er
selbst, zu Tausenden zum Opfer fielen, nicht mit. Seine
Prophezeiungen erfüllten sich.
Ich
habe ein Aufsatz, der auch für die Nachwelt niedergeschrieben wurde,
und zweifelsohne unsere Aufmerksamkeit verdient, entdeckt
Zuerst
kurz über seinen historischen
Hintergrund.
In Polen gab es damals zwei ganz verschiedene Organisationen der
deutschen Minderheit. Deutscher
Volksverband in Polen vereinigte die Reichsdeutschen, die lebten
einst glücklich im Deutschen Kaiserreich. Sie
waren
die ehemaligen Untertanen von Kaiser Wilhelm, die mit Polen nichts zu
tun haben wollten, und trotzdem polnische Bürger werden mussten.
Dies war eine der Folgen der deutschen Niederlage im Ersten
Weltkrieg; die Grenzen Polens wurden nach Westen verschoben. An der
Spitze des Volksverbandes stand, erstaunlicherweise, ein
Polendeutscher, August
Utta.
Dies war aber auch auf die Folgen der polnischerseits begangenen
Fehlgriffe zurückzuführen. Darüber kurz am Ende.
Zudem
wirkte Utta seit 1919 als führendes Mitglied im Synodenrat der
Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen
In
Opposition zu den Volksverbändlern war der Deutsche Kultur- und
Wirtschaftsbund in Polen enstanden,
um die
Interessen der deutschstämmigen Bewohner Mittelpolens
zu repräsentieren. Die beiden deutschen Volksgruppen in der Zweiten
Republik Polen unterscheideten sich stark gegeneinander. Auch bei
ihren Ansichten zu religiösen Angelegenheiten. Dies führte zu den
Versuchen der Reichsdeutschen das
Bollwerk der Polenfreunde, die Großstadt Lodsch
zu erobern.
Als
Gegengewicht zur „Neuen Lodzer Zeitung“ wurde die Tageszeitung
„Freie
Presse“
gegründet. Mit
dem Leitartikel der letzten,
der sich mit der Bilanz des Jahres 1929 befasste, setzte
sich der Vorsitzende des Deutschen Bundes, Danielewski auseinander.
Er berufte sich dabei eifrig auf die wahren Grundsätze der
evangelischen Glaube.
Er
glaubte an Gott, glaubte auch an Polen...
„In
der Behandlung der zweiten Bilanzposition der Volksverbändler kann
man eine direkte unchristliche Einstellung wahrnehmen. [...] Die
Totengräber am Christentum sind diejenigen, welche die Politik in
die Kirche hineintragen,
die Pastoren haben wollen, welche nicht durch den Mund des Heiligen
Geistes reden, sondern nach den Anweisungen des Volksverbandes. Es
sind diejenigen, die mit Sturmtrupps und mit Leuten, welche innerlich
der Kirche fernstehen die Kirche erobern wollen. [...]
Die
Kirchenaustritte wie der Rückgang der Leserzahl der christlichen
Zeitschriften sind auf das Konto derer zurückzuführen, welche
nichts unversucht lassen, um die
Kirche zu politisieren und sie als Propagandamittel für ihre
Parteizwecke zu benutzen.
Auf die Passivseite der politischen Bilanz gehört auch die
hetzerische Tätigkeit
politischer Parteien, einschließlich des Volksverbandes, die
unzweifelhaft zum Kommunismus führt.
Jede
deutschfeindliche Politik muß der lutherischen Kirche fern bleiben,
aber wenn man diese Forderung aufstellt, da muß man doch
gleichzeitig fordern, daß die Kirche nicht zum Feind der polnischen
Bevölkerung wird, sondern
daß das Band der christlichen Nächstenliebe [auch] diese
umschließt.
[...] Sind wir der Ansicht daß Glaubensbrüder, daß die Regierung
usw. Fehler begehen, dann sollten
wir als Christen Gott bitten,
den betreffenden Kreisen eine andere Einsicht zuteil werden zu
lassen, nicht
aber zu hetzen.“
„Sonst
ehren wir Gott mit den Lippen und das Herz ist fern von Gott. Das ist
eben die Einstellung der Kreise, welche die Kirche zu politischen
Zwecken mißbrauchen wollen.“
„Der
Führer des Volksverbandes hat in seiner Bilanz keine
Schlußfolgerungen gezogen und keine Besserungsvorschläge gemacht.
Kein besserer Vorschlag wird aber für das neue Jahr gemacht werden
können, als daß
endlich eine Volksgemeinschaft in Polen geschaffen wird,
in der die verschiedensten Bevölkerungsschichten um
den Aufbau von Wirtschaft und Staat wetteifern,
um Frieden, Glück und Wohlstand herbeizuführen und das
Christentum in der Bevölkerung zu vertiefen.“
Johannes
Danielewski, Totengräber
am Christentum,
„Neue Lodzer Zeitung”, 3. Januar 1930, S. 3 (21 nach dem Scan der
Bibliothek der Lodzer Universität).
Die
verkannten Heiligen
Die
Evangelische oder z. B. Methodistische Kirche hat seit Anfang an mit
der Heiligenverehrung Abschied genommen. Dies bedeutete aber nicht,
dass Gott der Allmächtige damit aufgehört hat, die heiligen Männer
und Frauen in der Welt für Ihn zu berufen und ihnen wichtige
Aufgaben zu geben. Es gibt einfach keine formelle Heiligsprechung bei
den Protestanten.
Wenn
wir die Taten und die Lehren der hervorragenden Anführer des
lutherischen Volkes in Polen von damals kennenlernen, da
sehen wir die Heiligen.
Wir sehen den richtigen Weg der Gotteskirche — das
aufrichtige Gehorsam gegenüber dem Ewigen Vater.
Das ist eine der wichtigsten Themen der „Neuen Lodzer Zeitung“.
Das ist auch ein Grund warum die historische Zeitung schließlich
erst richtig erschließt sein soll.
Das
ist offensichtlich nicht der einzige Wert der alten deutschsprachigen
Lodzer Zeitungen und Zeitschriften als historische Quellen
Diese
Zeitungen geben auch eine Antwort auf die Frage, warum es trotz der
günstigen Bedingungen in Städten wie Tomaschow von Mazowien nicht möglich war,
die deutsche Minderheit in der Zweiten Republik Polen vollständig zu
integrieren.
Die
Regierungen der Nationalen und der Bauernpartei (1919-26) sündigten
in übermäßiger Eile. Sie führten die Schulen mit zwei
Unterrichtssprachen in rein deutschen Dörfern ein, ohne etwas
abzuwarten und einige Bedingungen allmählich zu ändern. Nach
einigem Zögern hat das Sanatoren-Regime (1926-39) damit begonnen,
die Menschen durch Verwaltungszwang zu polonisieren,
und trat auf diese Art und Weise in die Fußstapfen der Germanisierer
und Russifizierer. Ungeachtet der Tatsache, dass die Politik der
Teilungsmächte gescheitert war und zum bewaffneten Widerstand gegen
sie führte, der mit dem Sturz ihrer Herrschaft endete. Historia
magistra vitae est!
Nach
dem Abschluß des Aufsatzes hab ich von einem anderen, ziemlich
ähnlichen Archiv erfahren
Auch
in diesem Fall man muss sich die Mühe geben und langsam
durchstöbern. Es ist eine Sammlung an historischen Unterlagen der
Kaiserlichen sowie der Deutschen Wehrmacht
aus dem Ostfront. Jede Menge an alten Maschinenschriften, keine
Normseiten, niedriger bestenfalls mittlerer Qualität.
Ich meine damit: Deutsch-Russisches
Projekt zur Digitalisierung Deutscher Dokumente in Archiven der
Russischen Föderation.
Die
Bestände wurden zwei in ziemlich zahlreiche thematische Gruppen
aufgeteilt, blieben aber nur gescannt. Es ist auch nicht
verwunderlich; ein Teil davon wurde von den Soldaten der Sowjetarmee
aus der Asche geborgen. Digitalisierung muss unter diesen Umständen
auf Seitenbilder und ihre Auslagerung begrenzt werden. Dies gibt
Anregung und Anlaß, die Tätigkeit rund um die höchstmodernen
Tastaturen des Android-Betriebssystems weiterzuführen.