Saturday, May 4, 2019

Volkszeitung (1923-1939): Aus der Geschichte des deutschen Antifaschismus in Polen








In solchen kleinen, wohlgeordeneten Mietshäusern wohnten einst die Lodscher Industriearbeiter, die die DSAP unterstützten. Im Erdgeschoß, seitens der Hauptstraßen arbeiten immer noch kleine Obstladen, wo man etwas aus der Atmosphäre der Zwischenkriegszeit riechen kann. (ulica Wojska Polskiego - die Straße des Polnischen Heeres)




Die Deutsche Sozialistische Arbeitspartei Polens (DSAP) war eine authentische, gemäßigte linke Partei, eine Partei von Industriearbeitern und Bergarbeitern. Sie vertrat die Bürger der Zweiten Republik, welche zu Hause auf Deutsch sprachen. Es waren die sog. Polendeutschen, die an der Spitze dieser Partei waren. Wenn wir an Polendeutschen denken, da es ist unbedingt nötig darauf hinzuweisen, dass diese Volksgruppe seit Generationen auf dem eindeutig polnisch geprägten Gebiet lebte, ihre Heimat liebte und das Schicksal des polnischen Volkes teilte. So wurden die Polendeutschen zu polnischen Patrioten, die allerdings nach einer begrenzten Autonomie strebten, um die Sprache und das Glaubensbekenntnis ihrer Ahnen aufzubewahren.






Ein der letzten Einzelnummer der Volkszeitung, in der Nacht zum 1, Sept. 1939 mit Linotype-Setzmaschine zum Drucken zusammengesetzt. In dem Leitarikel wurde die Aggressionspolitik Hitlers veurteilt.




Der wichtigste Presseorgan der Partei war die 1923 in Lodsch gegründete "Volkszeitung"


Sie erschien auch in Kattowitz (als "Volkswille") und Bielitz ("Volksstime"). Jeweilige Regionalausgabe beschäftigte sich aufmerksam mit dem Gang der Ereignisse in der Heimat ihrer Redaktion. Die leider wenigen bis heute aufbewahrten Exemplare dieser Zeitung sind daher eine wertvolle Wissensquelle zur Gesellschaft und Wirtschaft der Zweiten Republik Polen.


Die sogenannten Deutschsozialisten haben enge Zusammenarbeit mit anderen Polendeutschen (den Freiheitlichen), später mit dem polnischen nichtkommunistischen linken Lager, vor allem der Polnischen Sozialistischen Partei (PPS) angeknüpft. Sie waren seit Anfang an eindeutig antifaschistisch gesinnt gewesen. In den 1930er Jahren kämpften sie gegen dem Einfluß die Jungdeutschen Partei, einer stark von dem nationalsozialistischen Gedankengut geprägten Gruppierung der deutschen Minderheit in Polen. Die Tatsache, dass die Deutschsozialisten trotz der formellen Anerkennung der Jungdeutschen als Vertretung der ganzen deutschen Bevölkerung in Polen durch die Regierung in Warschau, nie aufgegeben haben, wurde bisher in der polnischen Publizistik nicht entsprechend hervorgehoben.




Das Erholungsgebiet links auf dem Bild ist auf dem Platz entstanden, wo Hitlers Luftwaffe ein Gemetzel im Wohnungsviertel der Deutschsozialisten angerichtet hat.




Nach dem Überfall auf Polen standen die Deutschsozialisten in den ersten Reihen der Verteidiger der Polnischen Republik


Während der Kriegshandlungen kämpften sie mit Waffengewalt gegen ihre reichsdeutsche Landsleute. Ein ganzer deutscher Bataillon mit Emil Zerbe an der Spitze unterstütze im September 1939 die Verteidigung von Warschau. Nach der Besetzung Polens kämpften sie weiter im Untergrund.


Nach der Befreiung Mittelpolens von der NS-Schreckensherrschaft versuchte der Genosse Zerbe vergeblich von den Kommunisten das Erlaubnis für die Fortsetzung der Tätigkeit der DSAP zu bekommen. Das Ziel des neuen Regimes in Lodsch (die Großstadt war damals die tatsächliche Hauptstadt) war aber politische und ethnische Gleichschaltung Polens. So also endet 1945 die Geschichte der Deutschsozialisten.




Die sozusagen Privatgeschichte der Polendeutschen und ihre positive Rolle in Polen endet nicht damit


Tausende aber Tausende von denen blieben hier um ihr polnisches Vaterland aufzubauen. Sie waren zweisprachig und deswegen haben sie besonders große Rolle bei Erschließung der neuen polnischen Westgebiete, bei der Bedienung und Wartung der Maschinen deutscher Bauart gespielt. Ihre Rolle bei dem antifaschistischen Widerstand und dem Wiederaufbau Polens nach dem Zweiten Weltkrieg ist aber eine andere Geschichte, die in ein paar Aufsätzen erzählt werden kann.




No comments:

Post a Comment