In
solchen kleinen, wohlgeordeneten Mietshäusern wohnten einst
die Lodscher Industriearbeiter, die die DSAP unterstützten. Im
Erdgeschoß, seitens der Hauptstraßen arbeiten immer noch kleine
Obstladen, wo man etwas aus der Atmosphäre der Zwischenkriegszeit
riechen kann. (ulica Wojska Polskiego - die Straße des Polnischen
Heeres)
Die
Deutsche Sozialistische Arbeitspartei Polens (DSAP)
war eine authentische, gemäßigte linke Partei, eine Partei von
Industriearbeitern und Bergarbeitern. Sie vertrat die Bürger der
Zweiten Republik, welche zu Hause auf Deutsch sprachen. Es waren die
sog. Polendeutschen,
die an der Spitze dieser Partei waren. Wenn wir an Polendeutschen
denken, da es ist unbedingt nötig darauf hinzuweisen, dass diese
Volksgruppe seit Generationen auf dem eindeutig polnisch geprägten
Gebiet lebte, ihre Heimat liebte und das Schicksal des polnischen
Volkes teilte. So wurden die Polendeutschen zu polnischen
Patrioten,
die allerdings nach einer begrenzten Autonomie strebten, um die
Sprache und das Glaubensbekenntnis ihrer Ahnen aufzubewahren.
Ein der
letzten Einzelnummer der Volkszeitung, in der Nacht zum 1, Sept. 1939
mit Linotype-Setzmaschine zum Drucken zusammengesetzt. In dem
Leitarikel wurde die Aggressionspolitik Hitlers veurteilt.
Der
wichtigste Presseorgan der Partei war die 1923 in Lodsch gegründete
"Volkszeitung"
Sie
erschien auch in Kattowitz (als "Volkswille") und Bielitz
("Volksstime"). Jeweilige Regionalausgabe beschäftigte
sich aufmerksam mit dem Gang der Ereignisse in der Heimat ihrer
Redaktion. Die
leider wenigen bis heute aufbewahrten Exemplare dieser Zeitung
sind daher eine wertvolle Wissensquelle zur Gesellschaft und
Wirtschaft der Zweiten Republik Polen.
Die
sogenannten Deutschsozialisten
haben enge Zusammenarbeit mit anderen Polendeutschen (den
Freiheitlichen), später mit dem polnischen nichtkommunistischen
linken Lager, vor allem der Polnischen Sozialistischen Partei (PPS)
angeknüpft. Sie
waren seit Anfang an eindeutig antifaschistisch
gesinnt
gewesen.
In den 1930er Jahren kämpften sie gegen dem Einfluß die
Jungdeutschen Partei, einer stark von dem
nationalsozialistischen Gedankengut geprägten Gruppierung der
deutschen Minderheit in Polen. Die Tatsache, dass die
Deutschsozialisten trotz der formellen Anerkennung der Jungdeutschen
als Vertretung der ganzen deutschen Bevölkerung in Polen durch die
Regierung in Warschau, nie aufgegeben haben, wurde bisher in der
polnischen Publizistik nicht entsprechend hervorgehoben.
Das
Erholungsgebiet links auf dem Bild ist auf dem Platz entstanden, wo
Hitlers Luftwaffe ein Gemetzel im Wohnungsviertel der
Deutschsozialisten angerichtet hat.
Nach
dem Überfall auf Polen standen die Deutschsozialisten in den ersten
Reihen der Verteidiger der Polnischen Republik
Während
der Kriegshandlungen kämpften sie mit Waffengewalt gegen ihre
reichsdeutsche Landsleute. Ein ganzer deutscher Bataillon mit Emil
Zerbe
an der Spitze unterstütze im September 1939 die Verteidigung von
Warschau. Nach der Besetzung Polens kämpften sie weiter im
Untergrund.
Nach
der Befreiung Mittelpolens von der NS-Schreckensherrschaft versuchte
der Genosse Zerbe vergeblich von den Kommunisten das Erlaubnis für
die Fortsetzung der Tätigkeit der DSAP zu bekommen.
Das Ziel des neuen Regimes in Lodsch (die Großstadt war damals die
tatsächliche Hauptstadt) war aber politische und ethnische
Gleichschaltung Polens. So also endet 1945 die Geschichte der
Deutschsozialisten.
Die
sozusagen Privatgeschichte der Polendeutschen und ihre positive Rolle
in Polen endet nicht damit
Tausende
aber Tausende von denen blieben hier um
ihr polnisches Vaterland aufzubauen.
Sie waren zweisprachig und deswegen haben sie besonders große Rolle
bei Erschließung der neuen polnischen Westgebiete, bei der Bedienung
und Wartung der Maschinen deutscher Bauart gespielt. Ihre Rolle bei
dem antifaschistischen Widerstand und dem Wiederaufbau Polens nach
dem Zweiten Weltkrieg ist aber eine andere Geschichte, die in ein
paar Aufsätzen erzählt werden kann.
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