Heiko
Maas wandert fast ziellos in Washington. Die Regierung Merkels ist
mit beiden Füßen in die Falle getreten; ihre Poliltik fusste auf
einer falschen Annahme
Entschuldigung, ich bin nicht selbst darauf gekommen. So beurteilt der Historiker und Analytiker aus der Universität Oxford die neue, undiplomatische Zeit in seinem Essay. Er schreibt auch sehr vernünftig über Putin.
John
Laughland studierte Germanistik, Philosophie und
Russlandstudien in München und an der University of
Oxford. In Oxford erwarb er einen Ph.D. in Philosophie.
Er habilitierte sich auch an der Universität
Marne-La-Vallée bei Paris. Danach lehrte er Philosophie
und Politikwissenschaften in Paris und Rom usw. Er arbeitet
u. a. mit Natalija Narotschnizkaja Leiterin der
Pariser Niederlassung des russischen Instituts für Demokratie
und Zusammenarbeit, zusammen.
Natalija
Narotschnizkaja, Ph. D., ist eine russisch-französische
Gelehrte, derer Schwerpunkt die Zeitgeschichte und Politik Russlands
sowie Westeuropas ist. Ihre Hilfe erwies sich als sehr wichtig u. a.
beim Entstehen einer Reihe von Dokumentationsprogrammen, genannt
„Historische Chroniken mit Nikolai Swanidse“ (Nikolai
Karlowitsch Swanidse) im staatlichen Fernsehsender „Rossija“.
Einer Reihe, die auf eine bahnbrechende Art und Weise die
verbrecherische Politik des kommunistischen Regimes der Sowjetunion
entlarvt und punktgenau dokumentiert hat. Es war aber nicht einzige
Errungenschaft der hervorragenden Doku-Reihe.
Diese
Leute sind eine richtige Elite, die auch das politische Elend und
Schmach unserer Zeit beurteilen kann
Daher
freue ich mich, Ihnen den Überblick über eine politische und strategische Analyse zu geben, die aus der Tastatur dieses
hervorragenden Briten sozusagen geflossen ist. Eine Analyse, die mit
der Erinnerung an die Tatsache beginnt, dass Präsident Donald
Trump einseitig das Atomabkommen mit dem Iran gebrochen hat.
Dr. Laughland verwies auf Aspekte, die sich auf die Auswirkungen
dieser Entscheidung auf die amerikanisch-europäischen
Beziehungen sowie auf die Folgen der damit verbundenen
Auseinandersetzung für die Zukunft der Europäischen Union beziehen.
Im
Streit über das Atomabkommen mit dem Iran können die EU-Anführer
nur leere Versprechungen machen
John
Laughland wiederholte akribisch und etwas ironisch harte
Äußerungen, dass Europa die Rolle eines amerikanischen Vasallen
nicht spielen wolle. Er hat seine Ironie mit einer Reihe von
Beispielen der grossen deutschen, französischen und spanischen
Konzerne untermauert, deren Management eine traurige Tatsache
ausdrücklich betonen musste. Nämlich: man kann kaum ein Unternehmen
finden, das bereit wäre auf dem US-amerikanischen Markt schwere
Verluste hinzunehmen, nur um etwas auf dem viel kleineren
iranischen Markt zu gewinnen.
Wie sich
jetzt herausstellt, wurde Westeuropa aufgrund jahrzehntelanger,
strategisch fehlgeschlagener Politik fast vollständig von zwei
nordamerikanischen Ländern: den USA und Kanada, was die
Exporteinnahmen betrifft, abhängig gemacht. Den EU-Abwehrgesetz
gegen amerikanische Sanktionen beurteilte der britische
Historiker und Politikwissenschaftler vor diesem Hintergrund als
wirkungslos. Gegen einen Ozean pfeift man nicht an!
"Trumps
Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht für die EU; in dem
politischen, wirtschaftlichen und - vielleicht vor allem -
ideologischen Sinne"
Warum
das ein ökonomischer Schlag ins Gesicht (jedenfalls nach John
Laughland) ist, hab ich schon geschrieben. Politisch geht es um eine
ganze Reihe von Staatsbesuchen der westeuropäischen Anführer in
Washington. Besuche, bei denen sie versuchten, den Hauptmieter des
Weißen Hauses davon zu überzeugen, sich in Bezug auf Iran maßvoll
zu zeigen. Nicht nur, dass sie versagten, sondern wurden sie, noch
einmal, öffentlich gedemütigt. Trumps Gesten an Macron
erinnerten an einen netten Jungen, der sein Meerschweinchen
streichelte. Weißt du – sagte der nette Junge – ich meine nur
gut mit dir, aber du bist so ein Dummerchen!
So
Laughland: „Ideologisch, weil die EU ihre gesamte Legitimität aus
der Überzeugung bezieht, dass sie eine Souveränität nicht ohne
Grund bündelt und ihre Staaten zu einer Einheit vereinigt, die eine
bessere Welt garantiert. Sie sei über das Zeitalter hinaus
vorangeschritten, wo der Gestalt der internationalen Beziehungen mit
Gewalt entschieden wurde.
Man
glaubt, dass die EU ein neues internationales System verkörpert,
das auf Regeln und Vereinbarungen basiert, und dass jedes andere
System zum Krieg führen müsse. Es ist kaum möglich, die Bedeutung
dieses Glaubens für europäische Anführer zu überschätzen, jedoch
Donald Trump hat dies gerade vor der ganzen Welt mit Füssen
getreten.“
Mangel
an Vertrauen in die eigene Stärke und an gegenseitigem Respekt in
der Europäischen Union
John
Laughland erinnert daran, dass der Vertrag von Lissabon Bestimmungen
enthält, die das Recht der Europäischen Union auf eine
unabhängige Außenpolitik abschaffen. Jede Bewegung in diesem
Bereich muss mit der aktuellen politischen Linie der NATO
übereinstimmen. Um die Dinge noch schlimmer zu machen „die
Brüsseler Behörde peinigt Polen und Ungarn für die Fragen, die
offensichtlich ausschliesslich ihre innerpolitische Angelegenheiten
sind.“ Nun also die EU „hat alles auf eine Karte gesetzt
und Donald Trump hat die Karte auf den Müll geworfen.“ Und bald
werden höchstwahrscheinlich riesige Probleme, die neue italienische
Regierung damit haben werde, dazu kommen.
Die
EUdSSR fleht Putin um Hilfe an
Im
ideologischen Sinne die EU liegt also am Boden und jammert im
Angesicht Putins um Hilfe. Putin aber sei ein sehr selbstbewusster
Politiker und er werde nie mehr auf die Freundschaft mit diesen
„großen“ Leuten eingehen oder sich von ihnen wieder abhängig
machen. Es sollte sich bald als die zweite Ohrfeige für die
EU-Anführer erweisen und natürlich haben sie das, indem sie
wiederholt russenfeindliche Handlungen der VSA-Regierung unterstützt
haben, auch verdient.
Das Ende
eines Weges und Beginn des neuen?
Die
euro-atlantische Wertegemeinschaft, die so lange in den höchsten
Tönen gelobt worden war, gibt's nicht mehr und zwar de facto. Was
geblieben ist, ist Ungleichheit und Abhängigkeit Europas von
ihrem grossen Bruder jenseits des Atlantiks. Die westeuropäische
Oberschicht, die dazu nach dem Tod von Francois Mitterand geführt
hat, wird es nie zugeben. Nur die EU-Zweifler wie John
Laughland können sich leisten so was festzustellen. Der Oberschicht
bleibt nur eine Politik übrig; weitermachen, als ob es noch Hoffnung
gäbe.
Derartige
Ereignisse bleiben nicht ohne Folgen. Auch für die osteuropäischen
EU-Mitgliedstaaten, darunter für mein
polnisches Vaterland. Die Abneigung alles Russischen scheint
in Polen überall vorhanden zu sein. Doch der Schein trügt.
Aus den ökonomischen, aber auch wichtigen politischen Gründen gibt
es in Polen immer mehr Putinversteher. Darüber möchte ich
bald etwas schreiben.
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