Im
November 1973 bei einer Industrieausstellung in Zürich. Dieses
kleine Elektroauto schien die richtige Lösung für die durch die
steigenden Ölpreise verursachte Krise zu sein. Solche
Autos sollten Verbrennungsautos auf den Straßen aller Städte
ersetzen, und Elektrizität sollte dank
der größten Atomkraftwerke der Welt, die damals in Deutschland,
Frankreich, Schweden und mehreren anderen Ländern gebaut wurden,
viel billiger als Benzin werden.
(Das Bildfenster aus dem You-Tube-Video: Autofreier Sonntag (1973) | SRF Archiv)
(Das Bildfenster aus dem You-Tube-Video: Autofreier Sonntag (1973) | SRF Archiv)
Am
Heiligabend 1973 hat der Bundespräsident Gustav Heinemann in seiner
Rundfunk- und Fernsehansprache den Landsleuten gesagt, dass sie ans
Sparen denken müssen. Es sollte selbstverständlich vor allem
Treibstoff gespart werden. Der westdeutsche Bundespräsident Gustav
Heinemann hat in der letzten Weihnachtsansprache seiner Amtszeit die
Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland daran erinnert, dass
keiner für sich allein leben könne. Unter Hinweis auf den
Ölpreisschock erklärte das Staatsoberhaupt,
Jeder
sei davon abhängig, dass eine arbeitsteilige und möglichst
reibungslos funktionierende Volkswirtschaft das zur Verfügung
stelle, was benötigt werde
Seine
Erörterungen hat er mit ein
paar philosophischen Bemerkungen begonnen.
Er schlug vor, sich daran zu erinnern, dass man nicht nicht mit Brot
allein lebt. Er erwähnte auch Verschwendung und das
Schaffen künstlicher Bedürfnisse:
"Unsere Vorfahren produzierten, um den vorhandenen Bedarf zu
decken. Wir haben angefangen, Bedürfnisse zu wecken, um zusätzliche
Produktionen einzuleiten und unterzubringen". Derartige
Ausführungen waren zweifellos ein Zeugnis der Fortsetzung der deutschen Hochkultur. Als ein paar Jahre später hat die Energiekrise
auch den Ostblock in Mitleidenschaft gezogen, da wiederholten dort
nur die Behörden: "Jede überflüssig glühende Glühbirne
ausschalten!" „Die Völlerei im Energieverbrauch kann nicht
weitergehen“, sagte Heinemann.
(Alle Bekegstellen nach: Heinemann. Wir müssen ans Sparen denken, "Arbeiter-Zeitung" (Wien), 25. Dez.1973, S. 1)
Nach
seinen Worten gehören zu den Dingen, die wirklich gebraucht werden
Umwelt zu schützen und möglichst wenig Energie verbrauchende Geräte
und Anlagen. zu schaffen
Die
anhaltende Ölkrise mache eine Umstellung von unserer, wie Heinemann
es bezeichnet hat, Verschwendungswirtschaft
auf eine Aufbewahrungsgesellschaft
unausweichlich. Anderseits aber war seine Ansprache über praktisch
genommen sehr begrenzte Rahmen der väterlichen Sorge eines
erfahrenen westdeutschen Staatsoberhauptes bei manchen Punkten weit
hinausgewachsen. So
machte er, wohl unabsichtlich, die extrem linke Ideologie der
Post-68er salonfähig.
So
sprach er zum Beispiel von der Ablösung
einiger
bisher privat befriedigten Bedürfnisse durch allgemeine
Einrichtungen, wie zum Beispiel manches
private Personenkraftwagen
durch bessere allgemeine Verkehrsmittel. Dazu sagte er sogar: "Je
länger wir treiben lassen, wie wir diese unsere Erde nutzen, ohne an
ihre Bewahrung zu denken, je länger wir ihre solidarische Ordnung
versäumen, um so härter werden uns die Folgen treffen.“
In
Allgemeinen aus der Ansprache konnte man den Schluss ziehen, dass die
„willkürlichen Maßnahmen“ der Ölländer für die BRD ein
heilsamer Schock seien
Trotzdem
nur ein Satz aus dieser Ansprache wurde wirklich berühmt: "Die
Wohlstandsgesellschaft,
die in einem großen Wiederaufbau nach dem Krieg geschaffen worden
ist
stößt
jetzt an ihre Grenzen."
Na bitte schön! Die kapitalistische Wohlstandsgesellschaft stoße
jetzt an ihre Grenzen! Dies wiederholte man im Ostblock sowie unter
den Anhängern von Herbert Marcuse.
Nur für kurze Zeit, denn bald schon folgte eine andere, durch Herrn
Heinemann vorhergesagte Entwicklung: Die energiesparende
Volkswirtschaft,
die Furcht und Verzweiflung des Ölpreisschockes mit mehr
Unabhängigkeit von den arabischen Ölländern und neuen
Wohlstandsquellen
ersetzen sollte.
Wir können
hinzufügen, dass auch eine andere seine Vorhersage, zumindest
bevor die Post-68er an die Macht kamen,
nicht zur Realität des Alltagslebens wurde. Nämlich: die
Energiekrise zwinge zur Überprüfung der bisherigen Vorstellungen
von Sinn und Wert der gesamten Lebensweise eines durchschnittlichen
abendländischen Bürgers.
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