Der
polnische Oberste Führer meinte wohl Warschau sollte über so starke
Luftverteidigung verfügen wie London, und dies war leider nicht der
Fall. Wir sind stark, bereit, geschlossen! Das Polnische Heer wird
siegreich sein! – hat er wiederholt beteuert. Man glaubte ihm aufs
Wort und verachtete Ihn später dafür. Was er von seinem Volk
verlangte war, bei Verbrauch des Verstandes, als krank zu beurteilen.
„Marschall
Smigly-Rydz hat der amerikanischen Journalistin Mary
Heaton Vorse
ein Interview erteilt, das in der Auslandspresse erschienen ist.“
(Lodzer
Volkszeitung, 20. Juli 1939, s. 1)
Wer
war also die Publizistin?
"Mary
Heaton Vorse O'Brien (1874–1966) war eine amerikanische
Journalistin, Arbeiteraktivistin,
Sozialkritikerin
und Romanautorin. Sie war freimütig engagiert für Frieden und
soziale Gerechtigkeit, wie Frauenwahlrecht, Bürgerrechte, Pazifismus
(wie die Opposition gegen den Ersten Weltkrieg) und Sozialismus,
gegen Kinderarbeit, für Verminderung der Kindersterblichkeit, bei
den Arbeitskämpfen und für bezahlbares Wohnen für alle." So
die englischsprachige Wikipedia.
Sie
war eine linksliberale, ziemlich radikale Journalistin und
Schriftstellerin. Man darf sie wohl bezeichnen als eine Person aus
dem Kreis der Oberschicht der US-amerikanischen Ostküste.
Sie schrieb zuerst für die Tageszeitung Philadelphia Ledger, 1939
war sie aber bereits freiberuflich und verkaufte ihre Interviews
sowie Aufsätze an viele verschiedene US-amerikanische Zeitungen.
Infolgedessen ist nun dies und jenes aus ihrem Schaffen dank
den gebührenfreien Pressearchiven
für alle daran interessierten Personen zugänglich.
Aufgrund
des Inhalts dieses Aufsatzes, der bei der Angelegenheit des
Interviews mit dem Anführer des Sanatoren-Regimes den
englischsprachigen Lesern die ganze Lage um Danzig erklären sollte,
kommen wir zum Schluss, dass Wikipedia auch in diesem Fall nicht ganz
genaue Angaben hat. Zu dieser Zeit war sie offensichtlich überzeugt,
dass der
neue Weltkrieg der bessere Ausweg ist
als die Beherrschung Osteuropas durch das NS-Regime.
Die
alte Dame lobte zum Himmel den Marschall und sein unbezwingbares Volk
„Der
Marschall von Polen besetzt einen einzigartigen Posten. Es gibt
keinen anderen Oberbefehlshaber, dessen Position oder Ansehen dem von
Marschall Smigly-Rydz gleicht.
Der
Marschall ist wie das Herz Polens.
Er ist der Erbe des
großen und vergötterten Pilsudski
und sein von ihm selsbt ernannter Nachfolger. Für die kleinen Leute
des Landes verkörpert der Marschall Polen. Er ist die Stütze ihrer
Armee, die ihre Freiheit und nationale Unabhängigkeit schützt, die
ihnen lieber sind als alles andere, sogar ihr eigenes Leben selbst.“
Mehrere
Tausende wohlhabende, nicht auf die einheimische Presse und Rundfunk
angewiesene polnische Bürger nutzten derartige Ausflugsangebote nach
Hafenstädte Westeuropas, um nach Südamerika, am Bord eines
Passagierdampfers, auszuwandern. Die mehr mutigen wollten nur in
neutralen europäischen Ländern die schlimmsten Wochen verbringen,
um dann ihr Hab und Gut wieder, ohne Bombardierungen, in Ordnung zu
bringen.
„Marschall
Smigly-Rydz empfing mich ohne Zeremonie in seinem schlicht
eingerichteten Arbeitszimmer im Hauptquartier des Generalstabs (G. I.
S. Z.) und ging sofort auf die Frage nach Danzig ein.“
Die
Danziger Frage: Danzig unentbherlich für Polen
„Wir
werden alle Methoden für die Lösung der Danziger Frage auf
friedliche Weise erschöpfen, wenn aber die deutsche Regierung bei
ihren Anschlußplänen bestehen bleiben sollte, dann wird Polen den
Kampf aufnehmen, sogar
dann, wenn es allein, ohne Verbündete kämpfen müßte.
Das ganze Volk ist einig darüber. Das Volk ist bereit, für die
Unabhängigkeit Polens bis
auf den letzten Mann und auf die letzte Frau zu kämpfen,
denn wenn wir sagen, daß wir uns um Danzig schlagen werden, dann
verstehen wir damit, daß wir um unsere Unabhängigkeit kämpfen
werden.
Unser
Handel geht über Danzig und Gdingen. Wer Danzig kontrolliert, der
kontrolliert auch Gdingen. Wir besitzen nur eine kleine Mündung zum
Meer — 140 Kilometer. Im vergangenen Jahre gingen 16 Millionen
Tonnen unseres ständig wachsenden Handels über diese beide Häfen.“
Der
Marschall erinnerte nicht an die Größe sowie Bedeutung der
polnischen Exporte, die damals auf dem Seeweg abgewickelt waren. In
der Tat betrug die entsprechende Zahl 1938 mehr als 12 Millionen
Tonnen. Trotz der Tatsache, dass der Hafen in Gdingen zum größten
Seehafen am Ostsee ausgebaut wurde, war die Bedeutung von Danzig für
Polen tatsächlich immer noch immens. Es gab 41 v, H. der polnischen
Seeausfuhren aus,
die der Zweiten Republik die
größte Quelle der konvertierbaren Fremdwährungen verschafften,
nämlich die Bezahlung für Steinkohle,
der an die skandinavischen Länder, Italien und Argentinien verkauft
wurde.
„Die
Besetzung Danzigs durch Deutschland wäre
ein Akt, der uns Aufteilung Polens in Erinnerung bringen würde.
Aus diesem Grunde habe ich vor vier Monaten Mobilisation angeordnet,
als Reichskanzler Hitler seine Forderungen betreffs Danzig und
Pommerellens erneuert hatte. Diese Mobilisation war keine
Demonstration. Wir
waren damals zum Kriege bereit,
falls dies sich als notwendig erwiesen hätte.“
„Außerordentlich stark, bereit und geschlossen!“
„Auf
die Frage nach der militärischen Situation Polens, antwortete
Marschall Rydz-Smigly: «Was
unsere Armee betrifft, so ist sie, wenn auch nicht
so groß wie die deutsche, jedoch eine gute Armee.
Im Kriegsfalle werden jeder Mann ohne Rücksicht aufs Alter und jede
Frau Soldaten sein.»“
Der
Einmarsch der Sowjettruppen nach Polen zwei Monate später sollte
sich für ihn als eine große Überraschung erweisen
„Die
kleinen baltischen Staaten wünschen wahrscheinlich nicht, sich zu
exponieren [aus der Reihe tanzen] und sie werden strenge Neutralität
wahren.
Was
Russland betrifft,
so haben wir mit diesem Staate einen Nichtangriffspakt und ein
Handelsabkommen, aber die
Lieferung von Rohstoffen
aus diesem Lande würde zweifellos von einer Reihe der Bedingungen
abhängig sein. Russland wird aus der gegenwärtigen Situation den
größtmöglichen Nutzen ziehen wollen.“
Er
hat nur die Haltung von Ungarn und Rumänien irgendwie richtig
vorhergesehen
Rumänien
ist unser Verbündeter und unsere Freundschaft mit Ungarn ist
geschichtlich. Ich glaube nicht, daß Ungarn den deutschen Truppen
gestatten würde, uns von seiten der ungarischen Grenze anzugreifen.
Ich nehme auch nicht an, daß Ungarn an einem Krieg gegen uns
teilnehmen würde.
Ein
Journalist hatte in einer der in Lemberg erscheinenden Zeitungen
seinen offenen Brief zu Hitler veröffentlicht
„Niemand
hat Angst vor Ihnen in Polen. | ...] Sie können wahrscheinlich
einen Krieg beginnen. Obwohl beurteilen wir die Tatsache als
überraschend, daß Sie dies nicht früher getan haben, bevor
der Zusammenschluss Polens, Frankreich und Großbritanniens noch
nicht perfekt war
und noch nicht zum Umkreisen Deutschlands geführt hat. Sie sollten
uns angreifen bevor
die polnische Verteidigungsindustrie noch nicht mit voller Kapazität
gearbeitet hat,
während die
Möglichkeiten für Vorbereitung des Dritten Reiches zum Krieg
bereits ihre Grenzen erreicht haben.
Es scheint uns, dass, obwohl Sie den Pazifismus verachten, die
Entscheidung den Krieg zu beginnen Ihnen irgendwie schwer kommt.“
(I
cóż dalej, Panie Kanclerzu? List, który może dojdzie do Hitlera,
„Głos Poranny”, 30 czerwca 1939, S. 2)
Wie
geht's nun weiter, Herr Reichskanzler? So verspottete er die
gefährlichste Großmacht Europas von damals. Die
polnische Presse und öffentliche Versammlungen waren voll an
derartigen Behauptungen und Drohungen.
Der Propagandafeldzug dauerte ein halbes Jahr; von den
letzten Tagen
Februars
bis zu den ersten Septembertagen 1939.
Diese
Idylle hatte jedoch ein jähes Ende
Der
Krieg wurde unvermeidbar, aber nur wenige konnten dies bemerken. „Der
Juli 1939 erinnert in vieler Hinsicht an den Juli 1914. Auch damals
verdunkelte sich der politische Welthorizont, und die erschrockene
Menschheit erwartete den grauenhaften Blitz des Krieges, der so viele
Menschen töten und ganze Reiche zerschlagen sollte. Auch damals, wie
heute, wurden unternommen wiederholte Versuche den Frieden doch zu
retten. Den Frieden zu retten und das
schlimmste Unglück, den gegenseitigen Gemetzel der Kulturvölker, zu
verhindern.“
(Z.
Felczak, Zwycięstwo solidarności narodowej, „Dziennik
Bydgoski”, 16 lipca 1939, s. 1)
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