Sunday, May 26, 2019

Vor achtzig Jahren versicherte das Sanatoren-Regime, dass es in Polen keinen Nazismus oder Kommunismus geben würde





Die Philips-Werke (sowie die polnische Abteilung von Telefunken) stellten mehrere moderne Rundfunkempfänger her, und schufen Arbeitsplätze in Polen. Die polendeutschen Kaufleute waren Leute, die diese Empfänger für die Bevölkerung sowie öffentliche Einrichtungen zugänglich und verständlich machten. Die Kaufleute galten als aüßerst sorgfältig und zuverlässig.
 
 
(Vintage Philco (Big Bullet) Table Radio, Model 37-610T, Broadcast & Short Wave Bands, Art Deco Design, 5 Vacuum Tubes, Walnut Veneer Cabinet, Circa 1937. Author: Joe Haupt from USA. Wikimedia Commons.+ public domain + own work)

In den späten 1930en Jahren die Rundfunkempfänger mit der Audion-Stufe, sowie die ersten Überlagerungsempfänger der einheimischen Herstellung lösten in Polen die damals noch sehr weit verbreiteten einfache Detektorempfänger mit dem individuellen Kopfhörerempfang im Eiltempo ab. Diese Pendelaudions und Superhets konnten durch ganze Familie abgehört werden. Während der warmen Jahreszeit wurden sie sogar oft, auf Wunsch von Nachbarn, am Erdgeschoss im Fenster ausgesetzt, damit auch die armen Menschen, die sich keinen eigenen Rundfunkempfänger leisten konnten, die Radiosendungen, insbesondere Nachrichten, hören können.




Anders geschah es, aber die Nazis und die Kommunisten waren schuld daran, nicht der große Marschall Josef Pilsudski, oder?


War aber wirklich der Hitler-Stalin-Pakt die Ursache für die Jupps Ernennung der drei unfähigen Großmäuler in der Eigenschaft seiner Nachfolger, die sich als ein Hund, welcher auf Tiger und auf Bär gehetzt wird, durch den Kriegsanstifter den Löwen ausnutzen ließen?




So schrieb darüber die Tagespresse


Lebhafte Beachtung in politischen Kreisen findet der Leitartikel der «Gazeta Polska», in welchem Stellung gegen die Panikmacherei genommen wird, die das innerpolitische Leben seit längerer Zeit kennzeichnet und welche hauptsächlich durch immer wieder auftauchende Gerüchte über einen irgendwie bevorstehenden Umsturz verursacht wird.“


In dem von der Zeitung der Deutschsozialisten kurz dargestellten einleitenden Artikel wurden die Überlegungen des Redakteurs Ipohorski-Lenkiewicz, gedruckte in der Ausgabe dieser regimetreuen Gazeta/Zeitung vom 4. Januar, behandelt. Der Originaltitel lautete: Das Motiv der zwölf Uhr. Die darin enthaltenen Behauptungen führten zu scharfer Kritik seitens der national-demokratischen und linken Gegner des Sanatoren-Regimes.


Zu diesen Gerüchten schreibt das genannte Blatt u. a.: «Die einen behaupten, daß eine rote, marxistische bzw Volksfront-Revolution bevorstehe, die anderen wiederum, daß es eine anti-jüdisch-nationale, bzw. radikal-nationale sein werde.» Das Blatt wendet sich scharf gegen diese Gerüchte und bemerkt, daß jede Revolution nur gegen die Regierung gerichtet sein könne."


Die letzte Behauptung war ein krasser Zeugnis der Denkarmut und geradezu uferlosen Dummheit der Sanatoren. Eine genau umgekehrte Ansicht, auf den mehreren Erfahrungen der Revolutionen und Bürgerkriege gestützt, darunter der zu dieser Zeit immer noch nicht besiegten kommunistisch-anarchistischen Revolution in Spanien, war richtig. Aus diesem Grund und aufgrund der zunehmend gefährlichen internationalen Situation wurde das Schicksal der Zweiten Republik Polen besiegelt. Ich befürchte die Geschichte kann sich wiederholen und diese Wahrheit ist äußerst unangenehm für die Regierung und für die Interessengruppen, dessen Wahlspenden die Regierung kontrollieren.


Die weiteren Betrachtungen von Redakteur Ipohorski


Die gegenwärtige Regierung verfolgte jedoch keine Tendenzen, die von den Unzufriedenen ausgenutzt werden könnten, um einen bewaffneten Umsturz zu organisieren. An die Adresse der Nationalisten wie an die mit der Politik Becks unzufriedenen Kreise der Öffentlichkeit richtet «Gazeta Polska» die Versicherung, daß die Regierung «Polen weder an Juden noch an Deutschland verschachern» wolle. An die Sozialisten und die Bauernpartei stellt das Blatt die Frage, ob tatsächlich der gegenwärtige innerpolitische Kurs der Arbeiterklasse feindlich gesinnt wäre.“


Seine Ausführungen schließt das Blatt mit der Versicherung, daß dem polnischen Staat kein Totalismus [d. h. ein Totalitarismus], keine Auflösung der bestehenden Parteien und schließlich keine Aufhebung der bisher geltenden Verfassung drohe, die doch in ihrem Wesen demokratisch sei. Andererseits jedoch, meint das Blatt, sei an eine Wiederkehr der vor dem Maiumsturz bestandenen Verhältnisse in Polen nicht zu denken.“
(Gegen die Diktaturpsychose, „Lodzer Volkszeitung“, 6. Januar 1938, S. 2)




So beantwortete dies die Presse der national-demokratischen Bewegung


Der patriotische Teil der polnischen Gesellschaft will keinen bewaffneten Umsturz, weil er weiß, dass jeder derartige Umsturz ein Verhängnis für das Land ist, aber er hofft, dass diejenigen, die für den gegenwärtigen Stand der Dinge in Polen verantwortlich sind, bald von der politischen Bühne verschwinden werden. Jeder versteht es, nur sie wollen es nicht selbst verstehen. Sie verteidigen ihre hohe Posten und erfinden immer neue Rechtfertigungen, um ihre Macht fast uneingeschränkt weiter auszuüben. Es wird aber irgendwann ein Augenblick kommen, wo sich herausstellt, dass sie die damit verbundene ungeheure Alleinverantwortung nicht tragen können.“




Diese Worte sollten sich als prophetish erweisen!


Aus dem Inhalt dieses Leitartikels sowie aus seiner Kritik ging auch klar hervor, dass das Sanatorenregime mit einer Politik der Verteilung von Land, Geld und Privilegien einen Teil der Gesellschaft dazu bewegen konnte, auf seine Seite zu überlaufen. Es machte sich die hoffnungslose Spaltung seiner politische Gegner zunutze und nutzte die Situation aus, um zu verhindern, dass alle unzufriedenen Menschen gleichzeitig die Straßen fluten und eine Revolution oder Gegenrevolution beginnen. Darüber hinaus es fehlte an glaubwürdigen Vorschlägen, um die bestehende Ordnung durch eine neue zu ersetzen, die zu einer raschen Lösung der dringlichsten Probleme des Staates und des polnischen Volkes, sowie der zahlreichen nationalen Minderheiten führen könnte.


Das Schlimmste daran war, dass auch das herrschende politische Lager weder in der Außen- noch in der Innenpolitik ein solches Programm hatte. Das ganze Land steuerte gerade auf sein Verhängnis zu, wodurch sich die schlimmsten Vorhersagen hinsichtlich der Ankunft eines ebenso braunen wie des roten Totalitarismus auf polnischem Boden erfüllt werden sollten. Anfang 1938 konnten zwar noch Entscheidungen getroffen werden, um dies zu vermeiden, die Chance sollte aber ungenutzt bleiben. In den ersten Monaten dieses Jahres ereignete sich allerdings ein bemerkenswertes Ereignis, als die ungarische Regierung in internationalen Angelegenheiten einen vielmehr realistischen Ansatz verfolgte.






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