Sunday, January 13, 2019

Münchner Abkommen: Der Doppelverrat der Westmächte






Messerschmitt Bf 109, ganz oft doch falsch auch Me-109 genannt, war der erste moderne Tiefdecker, der im Weltmaßstab in Dienst in der Eigenschaft des Jägers gestellt wurde. Die Gefahr des Erscheinens dieser Jagdflugzeuge am britischen Himmel war die Hauptursache des Münchner Abkommens. Der Flugzeug-Typ sollte den Gang der Ereignisse in Europa auch die nächsten fünf Jahre lang sehr stark beeinflussen. (Der Bildfnster aus dem YouTube-video Il2 Great Battles - Bf109 K4 Kurfürsts entry)


Das Münchner Abkommen wurde in der Nacht vom 29. auf den 30. September 1938 vom deutschen Kanzler und Führer Adolf Hitler, dem britischen Premierminister Neville Chamberlain, dem französischen Ministerpräsidenten Édouard Daladier sowie dem italienischen Regierungschef aufs Lebenszeit Benito Mussolini geschlossen. Die Vertreter der Tschechoslowakei und der mit ihr verbündeten Sowjetunion waren zu der Konferenz nicht eingeladen. Das Abkommen bestimmte, dass die Tschechoslowakei das Sudetenland an das Deutsche Reich abtreten und binnen zehn Tagen von ihrer Zivilverwaltung sowie dem Heer räumen musste. Die wahren Ursachen und Folgen des Abkommens sind aber etwas anders als es in der Schule gelernt wird.




Das Sudetenland war mehrheitlich (etwa 93 Prozent) durch die deutsche sowie österreichische Bevölkerung bewohnt

die bisher durch die Regierung in Prag unterdrückt wurde. 


Derartige Lösung wurde ein paar Tage später durch Polen, mit Unterstützung von Hitlers Deutschland, in Bezug auf Teschner Schlesien, wo die polnische Bevölkerung jede Minderheitenrechte beraubt wurde, auch erzwungen. Am 1. Oktober marschierte die Deutsche Wehrmacht in das Sudetenland ein, und am nächsten Tag rollten die polnischen Panzer und Kanonen, durch die Bevölkerung begeistert willkommen, in den Straßen von Teschen. Auf einem der Transparente sehen wir die Anschrift: „Wir haben auf euch [d. h. Polnische Soldaten] 600 Jahre lang gewartet.“


Der westliche Teil des Teschner Schlesiens wurde 1919 durch die tschechische Armee, gegen den Widerstand der gesamten Bevölkerung des eindeutig polnisch geprägten Gebietes, besetzt. Die Rückgabe des Olza-Gebietes wurde in ganz Polen gefeiert. So mündete die unselige Politik der tschechischen Chauvinisten, die übrigens heutzutage in den baltischen Staaten nachgeahmt wird.


Das Münchner Abkommen, in Sowjetunion und in Böhmen seit Anfang an auch Münchner Verrat genannt, wurde ein Jahr später zum Zündstoff des Hitler-Stalin-Paktes

... sollte aber den Frieden in Europa für Jahrzehnte sichern. Dies versprach jedenfalls Neville Chamberlain: „Der deutsche Kanzler und ich betrachten das Abkommen, welches heute Nacht unterzeichnet wurde, und den deutsch-englischen Flottenvertrag als symbolisch für den Wunsch unserer beiden Völker, niemals wieder gegeneinander Krieg zu führen. In dieser Erklärung wird zugleich die Absicht ausgesprochen, auch andere Fragen zwischen beiden Ländern auf dem Wege gegenseitiger Aussprache zu regeln.“


Es wurden jedoch auch andere, historisch gewordene Worte des Regierungschefs, in diesen dramatischen Tagen ausgesprochen. Worte, die alle Osteuropäer nie vergessen sollen: „Wie schrecklich, fantastisch und unglaublich ist es, dass wir hier Gräben ausheben und Gasmasken anprobieren sollten, weil es in einem weit entfernten Land Streit zwischen Menschen gibt, von denen wir nichts wissen.“


Dies war ein klares Signal auch an Polen und einige kluge polnische Patrioten haben es richtig verstanden

Die Lage in Europa war unselig und viele der grundlegenden Probleme der Westmächte wurden auffällig. Nach den gewaltigen Menschenverlusten unter jungen Männern in Großbritannien und Frankreich (daher der Begriff: verlorene Generation) brachen beide Länder demografisch und wirtschaftlich zusammen. Ihre Eliten verloren fast vollständig ihren Optimismus und ihren Sinn für die Tätigkeit als Kulturträger. Es wurde klar, wer den ersten Weltkrieg wirklich verloren hat. So schrieb man damals, mit prophetisch heute wirkenden Sätzen in Polen, Bromberg (Bydgoszcz).


In der gegenwärtigen Situation ist es möglich, genau zu bestimmen, welche zwei in Frankreich und England für und gegen den Krieg wirkenden Gegenkräfte es gibt. Wer befürwortet den Krieg? [...]

Dies betrifft insbesondere Menschen, denen die tschechisch-sowjetische Propaganda, für welche man kein Geld sparen versuchte, einige merkwürdige Ansichten einzuprägen konnte. Ein Teil der westeuropäischen Öffentlichkeit wurde davon überzeugt, die Tschechoslowakei sei das Bollwerk der Demokratie, und falls dieses verloren werden sollte, da werden auch alle andere Länder Europas der faschistischen Ideologie zunehmend anfällig.

Es gibt aber eine andere gesellschaftliche Orientierung, die als friedlich oder defätistisch bezeichnet werden kann. Ihre Vertreter gehen davon aus, dass die Tschechoslowakei nicht so wichtig ist. Sie können das Land aufopfern, nur um ein Zusammenprall mit Deutschland und Italien um einige Jahre hinauszuschieben. Sie müssen Zeit gewinnen, sich noch besser aufzurüsten. Es lohne sich am besten – so behaupten sie – sich hinter der Maginot-Linie und hinter dem Schar der ungeheuren englischen Schlachtschiffe zu verstecken und Hitler machen lassen, was er will, im Süden und Osten Europas. Die Gesellschaften Englands und Frankreichs wollen das Leben genießen und sich an angesammeltem Reichtum erfreuen. Das Schicksal der Tschechen und anderer Osteuropäer ist ihnen ganz egal!

Diese gesellschaftliche Orientierung hat eine ernstzunehmende Begründung für ihre Haltung: Krieg gegen Deutschland, selbst wenn man gewinnt, kann weder Frankreich noch England Gewinn bringen. [...] England und Frankreich haben keine Jugend. Wenn Statistiken in diesen Ländern heute einen Bevölkerungsanstieg zeigen, ist dies eine reine Illusion. In diesen Ländern nimmt die Zahl der älteren Menschen infolge der Verlängerung des Durchschnittsalters der Bevölkerung zu. Wenn diese Länder jetzt den Rest ihrer Jugend für den Moloch der Kriegsführung aufopfern, wird der Krieg für sie jedenfalls eine Niederlage und eine schreckenhafte dazu bedeuten.

England und Frankreich haben kein gutes menschliches Material mehr. Die meisten ihrer Soldaten, die sie im Ernstfall auf die Schlachtfelder werfen müssten, sind die einzigen Söhne ihrer Eltern. Es gibt zweifellos mutige Jungen unter ihnen, aber wie viele geradezu klassische Muttersöhnchen gibt es in den Reihen und wie viele Familien gibt es, für die die Welt sterben sollte, wenn nur ihr Sohn leben würde um ein reiches Erbe erben könnte?

Lager Nr. 2 hat noch ein weiteres Argument: Hitler kann sich nach der Besetzung des Sudetenlandes beruhigen. Die Tschechische Republik wird zum Nationalstaat und daher verstärkt bleiben. Ihr Denkweise ist folgend: Wenn das Dritte Reich noch stärker werde, könnten wir Polen oder Ungarn überreden den bewaffneten Widerstand gegen das Reich zu leisten. Im Osten gebe es nichts wofür sich uns kämpfen lohne und Herr Hitler darf dort wütend angreifen was ihn nur wütend macht. Unsere Befestigungen und Schlachtschiffe seien hier dafür, damit wir sicher sind. Im Ernstfall werde Amerika uns helfen, wir brauchen also keine Angst zu haben.“
Stanisław Strąbski, Dwa obozy w Anglii i Francji, „Dziennik Bydgoski”, 1 X 1938, s. 1 i 2


Das Münchner Abkommen wurde in allen europäischen Hauptstädten, bis auf Prag und Moskau, durch die Bevölkerung mit Begeisterung willkommen

An dieser Stelle nur zwei eindeutliche Beispiele dafür.

Ministerpräsibent Daladier landete, von München kommend um 15.07 Uhr auf dem Flugplatz Le Bourget. Eine große Menschenmenge hatte sich auf dem etwa 10 Kilometer von der Pariser Stadtgrenze entfernten Flughafen eingefunden. Auf dem Flugplatz hatten sich 10 Tausende von Menschenrings um den Flugplatz sowie auf den Terrassen des Flugbahnhofes aufgestellt, die bereits dem Flugzeug,als es noch in großer Höhe über dem Flugplatz kreiste, begeistert zuwinkte.“
Zusatz zu dem Abkommen: Triumphaler Empfang Daladiers in Paris, „Luxemburger Wort“, 1. Okt. 1938, S. 2

Anläßlich des friedlichen Ausgangs der Münchner Konferenz fand am Samstag, den 1, Oktober Nachmittag ein feierlicher Dankgottesdienst in Londoner Kirchen statt, wo Pfarrer und Priester die Festpredigt hielten. Mehr als 100 Tausend Personen wohnten den Gottesdiensten in Sankt-Paul-Kathedrale sowie in allen anderen anglikanischen, katholischen und protestantischen Kirchen bei. Die Polizisten und Parlamentarier saßen und standen neben den Arbeitern und lobten Gott für das Erhalten des Friedens. Alle britische Peers waren anwesend.

In einem sehr ähnlichen Sinne schrieb darüber die einmalige, wunderbare Zeitung der richtigen Christdemokraten von damals: „Wir dürfen aber auch mit Fug und Recht die Rosenkranzprozession zur herzlichsten Dank-Manifestation gestalten. Wenn ganz Europa in den letzten Wochen in nervenaufpeitschender Spannung war, dann gewiß auch Luxemburg, das eben zwischen den Nationen Frankreich und Deutschland liegt. Nun ist die Gefahr beseitigt. Unsere Heimat darf wieder ihr glückliches Leben weiterleben, in Ruhe und Frieden, in Selbständigkeit und Neutralität. Sagen wir dem Himmel dafür bei den morgigen Prozessionen und Gottesdiensten heißesten Dank.“
"Luxemburger Wort", 1. Oktober 1938, S. 1

Was gesagt werden muß:


Die ganz normalen Bürger wollten im Jahr 1938 sowie 1939 das Leben seines jeweiligen Volkes bewahren, um ruhig weiter arbeiten zu können

... die Folgen der Weltwirtschaftskrise zu überwinden und gleichfalls für ihre Kinder eine bessere Zukunft zu sichern. Dies konnte auch als zynisch bezeichnet werden, war aber im Grunde genommen nur vernünftig, jedenfalls viel besser als das Hetzen zum Krieg. Die politischen sowie diplomatischen Manöver der angelsächsischen Führungsspitzen verdienen aber eine ganz andere Beurteilung.


Die westeuropäischen Großmächte, die sich selbst an den Rand des ideologischen Bankrotts und Untergangs ihrer kolonialen Weltreiche gebracht hatten, haben damals, binnen den nächsten Monaten und Jahren, alle naiven osteuropäischen Länder dem Feind überlassen.


Die Schlussfolgerungen waren eindeutig und die überwiegende Haltung in der Mitte der Gesellschaft war klar: Wir wollen keinen großen Krieg in Europa!

Und schon keineswegs während der Lebenszeit des jetzigen Menschenalters. Wenn es nach der Gesellschaft gegangen wäre, da wäre der in München angebahnte Ausgleich mit Deutschland und Italien wirklich erfolgt. 


Damit meinte man damals eine klare Abgrenzung der Interessen und Verteilung der Aufgaben zwischen den vier Großmächten (Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien) aufgrund der Neuverteilung der überseeischen Schutzgebiete und Rohstoffquellen. Man kann aber beweisen, dass während der fünf nächsten Monaten genau umgekehrte Entscheidungen in London und Paris getroffen wurden.


Alles deutet darauf, dass die gefährliche Schwäche der Luftstreitkräfte Großbritanniens und Frankreichs die einzige Ursache des Mindestmaßes an Zugeständnissen das Deutsche Reich gegenüber war

1938, während der Luftkämpfe über China und Spanien wurde bewiesen, dass die Doppeldecker als Jagdflugzeuge den Tiefdeckern dramatisch unterlegen sind. Zu dieser Zeit wurde etwa 700 Flugzeuge des Types Messerschmitt Bf 109, die zu einer ganz neuen Generation von Tiefdecker-Jagdflugzeugen gehörten, bei der deutschen Luftwaffe in Dienst gestellt.


Frankreich verfügte gar nicht über derartige Bewaffnung. In Großbritannien gab es immer noch eine auf Doppeldecker gestützte Luftverteidgung vorhanden. 


Bis zum Zeitpunkt der Sudetenkrise 1938 wurden nur geringe Zahlen der ersten britischen Tiefdecker (Hawker Hurricane) zu den Luftstreitkräften eingeliefert. Weitgehend aus Holz gefertigt, waren sie immer noch ihrem deutschen Gegenstück technisch unterlegen. 
 
 Im Herbst 1938 standen lediglich ein paar Dutzende Hurricane.Jagdflugzeuge den Königlichen Luftstreitkräften (Royal Air Force, RAF) zur Verfügung. Mehr als drei Viertel der RAF-Jäger waren veraltete Doppeldecker, bis 1937 in Dienst gestellt.(Bildfenster aus YouTube-Video: Gloster Gladiator Mk I)


Die Engländer haben, anders als die US-Amerikaner, die immer wichtiger werdende Rolle der Kampfflugzeuge nicht rechtzeitig bemerkt. Die Zugeständnisse wurden demnächst unvermeidlich, um die Zeit zu gewinnen. Dies gab im Februar 1939 ein der führenden Männer der britischen Aufrüstungsprogramms, Lord Nuffield, ganz offen zu:

Großbritannien war einer der Anführer der Abrüstung gewesen, und nachdem es Versprechungen gemacht hatte, hat es diese auch genau, nach den besten britischen Traditionen umgesetzt. Trotzdem befanden sich seine Armee und die Marine zum Zeitpunkt der Krise [Sudetenkrise] in erstklassiger Einsatzbereitschaft, obwohl man dies nicht von den Luftstreitkräften sagen kann, dessen größte Nachteil war, dass sie kaum über Flugzeuge verfügten. Dieser Nachteil konnte jedoch behoben worden, und der Flugzeugbau gehe zügig voran.“
National Defence. Lord Nuffield Views, “The Age” (Melbourne), 14 Feb. 1939, S. 7





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