Messerschmitt
Bf 109, ganz oft doch falsch auch Me-109 genannt, war der erste
moderne Tiefdecker, der im Weltmaßstab in Dienst in der Eigenschaft
des Jägers gestellt wurde. Die Gefahr des Erscheinens dieser
Jagdflugzeuge am britischen Himmel war die Hauptursache des Münchner
Abkommens. Der Flugzeug-Typ sollte den Gang der Ereignisse in Europa
auch die nächsten fünf Jahre lang sehr stark beeinflussen. (Der Bildfnster aus dem YouTube-video Il2 Great Battles - Bf109 K4 Kurfürsts entry)
Das
Münchner Abkommen wurde in der Nacht vom 29. auf den 30. September
1938 vom deutschen Kanzler und Führer Adolf Hitler, dem britischen
Premierminister Neville Chamberlain, dem französischen
Ministerpräsidenten Édouard Daladier sowie dem italienischen
Regierungschef aufs Lebenszeit Benito Mussolini geschlossen. Die
Vertreter der Tschechoslowakei und der mit ihr verbündeten
Sowjetunion waren zu der Konferenz nicht eingeladen. Das Abkommen
bestimmte, dass die Tschechoslowakei das Sudetenland an das Deutsche
Reich abtreten und binnen zehn Tagen von ihrer Zivilverwaltung sowie
dem Heer räumen musste. Die wahren Ursachen und Folgen des Abkommens
sind aber etwas anders als es in der Schule gelernt wird.
Das
Sudetenland war mehrheitlich (etwa 93 Prozent) durch die deutsche
sowie österreichische Bevölkerung bewohnt
…
die bisher durch die Regierung
in Prag unterdrückt wurde.
Derartige Lösung wurde ein paar Tage
später durch Polen, mit Unterstützung von Hitlers Deutschland,
in Bezug auf Teschner Schlesien, wo die polnische Bevölkerung
jede Minderheitenrechte beraubt wurde, auch erzwungen. Am 1. Oktober
marschierte die Deutsche Wehrmacht in das Sudetenland ein, und am
nächsten Tag rollten die polnischen Panzer und Kanonen, durch die
Bevölkerung begeistert willkommen, in den Straßen von Teschen. Auf
einem der Transparente sehen wir die Anschrift: „Wir haben auf euch
[d. h. Polnische Soldaten] 600 Jahre lang gewartet.“
Der
westliche Teil des Teschner Schlesiens wurde 1919 durch die
tschechische Armee, gegen den Widerstand der gesamten Bevölkerung
des eindeutig polnisch geprägten Gebietes, besetzt.
Die Rückgabe des Olza-Gebietes wurde in ganz Polen gefeiert. So
mündete die unselige Politik der tschechischen Chauvinisten,
die übrigens heutzutage in den baltischen Staaten nachgeahmt
wird.
Das
Münchner Abkommen, in Sowjetunion und in Böhmen seit Anfang an auch
Münchner Verrat genannt, wurde ein Jahr später zum Zündstoff des
Hitler-Stalin-Paktes
...
sollte aber den Frieden in Europa für Jahrzehnte sichern.
Dies versprach jedenfalls Neville Chamberlain: „Der deutsche
Kanzler und ich betrachten das Abkommen, welches heute Nacht
unterzeichnet wurde, und den deutsch-englischen Flottenvertrag als
symbolisch für den Wunsch unserer beiden Völker, niemals wieder
gegeneinander Krieg zu führen. In dieser Erklärung wird zugleich
die Absicht ausgesprochen, auch andere Fragen zwischen beiden Ländern
auf dem Wege gegenseitiger Aussprache zu regeln.“
Es
wurden jedoch auch andere, historisch gewordene Worte des
Regierungschefs, in diesen dramatischen Tagen ausgesprochen.
Worte, die alle Osteuropäer nie vergessen sollen: „Wie
schrecklich, fantastisch und unglaublich ist es, dass wir hier Gräben
ausheben und Gasmasken anprobieren sollten, weil
es in einem weit entfernten Land Streit zwischen Menschen gibt, von
denen wir nichts wissen.“
Dies
war ein klares Signal auch an Polen und einige kluge polnische
Patrioten haben es richtig verstanden
Die
Lage in Europa war unselig und viele der grundlegenden Probleme
der Westmächte wurden auffällig. Nach den gewaltigen
Menschenverlusten unter jungen Männern in Großbritannien und
Frankreich (daher der Begriff: verlorene Generation) brachen beide
Länder demografisch und wirtschaftlich zusammen. Ihre Eliten
verloren fast vollständig ihren Optimismus und ihren Sinn für
die Tätigkeit als Kulturträger. Es wurde klar, wer den ersten
Weltkrieg wirklich verloren hat. So schrieb man damals, mit
prophetisch heute wirkenden Sätzen in Polen, Bromberg (Bydgoszcz).
„In
der gegenwärtigen Situation ist es möglich, genau zu bestimmen,
welche zwei in Frankreich und England für und gegen den Krieg
wirkenden Gegenkräfte es gibt. Wer befürwortet den Krieg? [...]
Dies
betrifft insbesondere Menschen, denen die tschechisch-sowjetische
Propaganda, für welche man kein Geld sparen versuchte, einige
merkwürdige Ansichten einzuprägen konnte. Ein Teil der
westeuropäischen Öffentlichkeit wurde davon überzeugt, die
Tschechoslowakei sei das Bollwerk der Demokratie, und falls
dieses verloren werden sollte, da werden auch alle andere Länder
Europas der faschistischen Ideologie zunehmend anfällig.
Es
gibt aber eine andere gesellschaftliche Orientierung, die als
friedlich oder defätistisch bezeichnet werden kann. Ihre Vertreter
gehen davon aus, dass die Tschechoslowakei nicht so wichtig ist.
Sie können das Land aufopfern, nur um ein Zusammenprall mit
Deutschland und Italien um einige Jahre hinauszuschieben. Sie
müssen Zeit gewinnen, sich noch besser aufzurüsten. Es lohne
sich am besten – so behaupten sie – sich hinter der Maginot-Linie
und hinter dem Schar der ungeheuren englischen Schlachtschiffe zu
verstecken und Hitler machen lassen, was er will, im Süden und
Osten Europas. Die Gesellschaften Englands und Frankreichs wollen
das Leben genießen und sich an angesammeltem Reichtum erfreuen. Das
Schicksal der Tschechen und anderer Osteuropäer ist ihnen ganz egal!
Diese
gesellschaftliche Orientierung hat eine ernstzunehmende Begründung
für ihre Haltung: Krieg gegen Deutschland, selbst
wenn man gewinnt, kann weder Frankreich noch England Gewinn bringen.
[...] England und Frankreich haben keine Jugend. Wenn Statistiken in
diesen Ländern heute einen Bevölkerungsanstieg zeigen, ist dies
eine reine Illusion. In diesen Ländern nimmt die Zahl der älteren
Menschen infolge der Verlängerung des Durchschnittsalters der
Bevölkerung zu. Wenn diese Länder jetzt den Rest ihrer Jugend für
den Moloch der Kriegsführung aufopfern, wird der Krieg für sie
jedenfalls eine Niederlage und eine schreckenhafte dazu bedeuten.
England
und Frankreich haben kein gutes menschliches Material mehr. Die
meisten ihrer Soldaten, die sie im Ernstfall auf die Schlachtfelder
werfen müssten, sind die einzigen Söhne ihrer Eltern. Es
gibt zweifellos mutige Jungen unter ihnen, aber wie viele geradezu
klassische Muttersöhnchen gibt es in den Reihen und wie viele
Familien gibt es, für die die Welt sterben sollte, wenn nur ihr Sohn
leben würde um ein reiches Erbe erben könnte?
Lager
Nr. 2 hat noch ein weiteres Argument: Hitler kann sich nach der
Besetzung des Sudetenlandes beruhigen. Die
Tschechische Republik wird zum Nationalstaat und daher verstärkt
bleiben. Ihr Denkweise ist folgend: Wenn das Dritte Reich
noch stärker werde, könnten wir Polen oder Ungarn überreden den
bewaffneten Widerstand gegen das Reich zu leisten.
Im Osten gebe es nichts wofür sich uns kämpfen lohne und Herr
Hitler darf dort wütend angreifen was ihn nur wütend macht. Unsere
Befestigungen und Schlachtschiffe seien hier dafür, damit wir sicher
sind. Im Ernstfall werde Amerika uns helfen, wir brauchen also keine
Angst zu haben.“
Stanisław
Strąbski, Dwa obozy w Anglii i Francji, „Dziennik
Bydgoski”, 1 X 1938, s. 1 i 2
Das
Münchner Abkommen wurde in allen europäischen Hauptstädten, bis
auf Prag und Moskau, durch die Bevölkerung mit Begeisterung
willkommen
An
dieser Stelle nur zwei eindeutliche Beispiele dafür.
„Ministerpräsibent
Daladier landete, von München kommend um 15.07 Uhr auf dem Flugplatz
Le Bourget. Eine große Menschenmenge hatte sich auf dem etwa 10
Kilometer von der Pariser Stadtgrenze entfernten Flughafen
eingefunden. Auf dem Flugplatz hatten sich 10 Tausende von
Menschenrings um den Flugplatz sowie auf den Terrassen des
Flugbahnhofes aufgestellt, die bereits dem Flugzeug,als es noch in
großer Höhe über dem Flugplatz kreiste, begeistert zuwinkte.“
Zusatz
zu dem Abkommen: Triumphaler
Empfang Daladiers in Paris,
„Luxemburger Wort“, 1. Okt. 1938, S. 2
Anläßlich
des friedlichen Ausgangs der Münchner Konferenz fand am Samstag, den
1, Oktober Nachmittag ein feierlicher Dankgottesdienst in Londoner
Kirchen statt, wo Pfarrer und Priester die Festpredigt hielten. Mehr
als 100 Tausend Personen wohnten den Gottesdiensten in
Sankt-Paul-Kathedrale sowie in allen anderen anglikanischen,
katholischen und protestantischen Kirchen bei. Die Polizisten und
Parlamentarier saßen und standen neben den Arbeitern und lobten Gott
für das Erhalten des Friedens. Alle britische Peers waren anwesend.
In
einem sehr ähnlichen Sinne schrieb darüber die einmalige,
wunderbare Zeitung der richtigen Christdemokraten von damals: „Wir
dürfen aber auch mit Fug und Recht die Rosenkranzprozession zur
herzlichsten Dank-Manifestation gestalten. Wenn ganz Europa in den
letzten Wochen in nervenaufpeitschender Spannung war, dann gewiß
auch Luxemburg, das eben zwischen den Nationen Frankreich und
Deutschland liegt. Nun ist die Gefahr beseitigt. Unsere Heimat darf
wieder ihr glückliches Leben weiterleben, in Ruhe und Frieden, in
Selbständigkeit und Neutralität. Sagen wir dem Himmel dafür
bei den morgigen Prozessionen und Gottesdiensten heißesten Dank.“
"Luxemburger
Wort", 1. Oktober 1938, S. 1
Was
gesagt werden muß:
Die
ganz normalen Bürger wollten im Jahr 1938 sowie 1939 das Leben
seines jeweiligen Volkes bewahren, um ruhig weiter arbeiten zu können
...
die Folgen der Weltwirtschaftskrise zu überwinden und gleichfalls
für ihre Kinder eine bessere Zukunft zu sichern. Dies konnte auch
als zynisch bezeichnet werden, war aber im Grunde genommen nur
vernünftig, jedenfalls viel besser als das Hetzen zum Krieg. Die
politischen sowie diplomatischen Manöver der angelsächsischen
Führungsspitzen verdienen aber eine ganz andere Beurteilung.
Die
westeuropäischen Großmächte, die sich selbst an den Rand des
ideologischen Bankrotts und Untergangs ihrer kolonialen Weltreiche
gebracht hatten, haben damals, binnen den nächsten Monaten und
Jahren, alle naiven osteuropäischen Länder dem Feind überlassen.
Die
Schlussfolgerungen waren eindeutig und die überwiegende Haltung in
der Mitte der Gesellschaft war klar: Wir wollen keinen großen Krieg
in Europa!
Und
schon keineswegs während der Lebenszeit des jetzigen Menschenalters.
Wenn es nach der Gesellschaft gegangen wäre, da
wäre der in München angebahnte Ausgleich mit Deutschland
und Italien wirklich erfolgt.
Damit meinte man damals eine klare
Abgrenzung der Interessen und Verteilung der Aufgaben zwischen den
vier Großmächten (Großbritannien, Frankreich, Deutschland,
Italien) aufgrund der Neuverteilung der überseeischen Schutzgebiete
und Rohstoffquellen. Man kann aber beweisen, dass während der fünf
nächsten Monaten genau umgekehrte Entscheidungen in London und Paris
getroffen wurden.
Alles
deutet darauf, dass die gefährliche Schwäche der Luftstreitkräfte
Großbritanniens und Frankreichs die einzige Ursache des Mindestmaßes
an Zugeständnissen das Deutsche Reich gegenüber war
1938,
während der Luftkämpfe über China und Spanien wurde bewiesen, dass
die Doppeldecker als Jagdflugzeuge den Tiefdeckern dramatisch
unterlegen sind. Zu dieser Zeit wurde etwa 700 Flugzeuge des Types
Messerschmitt Bf 109, die zu einer ganz neuen Generation von
Tiefdecker-Jagdflugzeugen gehörten, bei der deutschen Luftwaffe
in Dienst gestellt.
Frankreich
verfügte gar nicht über derartige Bewaffnung. In Großbritannien
gab es immer noch eine auf Doppeldecker gestützte Luftverteidgung
vorhanden.
Bis zum Zeitpunkt der Sudetenkrise 1938 wurden nur geringe
Zahlen der ersten britischen Tiefdecker (Hawker Hurricane) zu
den Luftstreitkräften eingeliefert. Weitgehend aus Holz
gefertigt, waren sie immer noch ihrem deutschen Gegenstück
technisch unterlegen.
Im
Herbst 1938 standen lediglich ein paar Dutzende
Hurricane.Jagdflugzeuge den Königlichen Luftstreitkräften (Royal
Air Force, RAF) zur Verfügung. Mehr als drei Viertel der RAF-Jäger
waren veraltete Doppeldecker, bis 1937 in Dienst gestellt.(Bildfenster aus YouTube-Video: Gloster Gladiator Mk I)
Die
Engländer haben, anders als die US-Amerikaner, die immer wichtiger
werdende Rolle der Kampfflugzeuge nicht rechtzeitig bemerkt. Die
Zugeständnisse wurden demnächst unvermeidlich, um die Zeit zu
gewinnen. Dies gab im Februar 1939 ein der führenden Männer der
britischen Aufrüstungsprogramms, Lord Nuffield, ganz offen zu:
„Großbritannien
war einer der Anführer der Abrüstung gewesen, und nachdem es
Versprechungen gemacht hatte, hat es diese auch genau, nach den
besten britischen Traditionen umgesetzt. Trotzdem befanden sich seine
Armee und die Marine zum Zeitpunkt der Krise [Sudetenkrise] in
erstklassiger Einsatzbereitschaft, obwohl man dies nicht von den
Luftstreitkräften sagen kann, dessen größte Nachteil war,
dass sie kaum über Flugzeuge verfügten. Dieser Nachteil
konnte jedoch behoben worden, und der Flugzeugbau gehe zügig voran.“
National
Defence. Lord Nuffield Views, “The Age” (Melbourne), 14 Feb.
1939, S. 7
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