Die
Berliner Architektur aus der Kaiserzeit in Lodsch (Łódź): Die Ecke
der Petrykauer und Radwanska Straßen (Piotrkowska róg Radwańskiej).
Sie wurde hier durch die polnischen Architekten aus Posen eingeführt,
die in seiner Jugendzeit in Berlin oder München studierten. Manche
Gebäude wurden aber durch gebürtige Berliner entworfen. Noch
zwanzig Jahre her sah u. a. die ganze ulica Gdańska (Danziger
Straße) wie Berlins Innenstadt 1910 aus.
Hanna
Elżbieta Zdanowska (geboren 1959 in Lodsch als Hanna
Elżbieta Aleksandrzak) ist eine polnische Politikerin der Platforma
Obywatelska (Bürgerplattform). Sie war Abgeordnete des
Sejms (des polnischen Parlaments) und seit 2010 ist sie Präsidentin
der ganz besonderen Großstadt.
Bemerkenswert:
sie studierte an der Politechnika Łódzka (Technische
Universität von Lodsch) am Fachbereich für Bauwesen und
Architektur. 2001 wurde sie Vorsitzende der Lodzer Handels-
und Handwerkskammer (Łódzkiej Izby Przemysłowo-Handlowej). Im
Jahr 2006 wurde sie in den Stadtrat unserer Stadt gewählt.
Man
kann also nicht behaupten, dass sie nicht weiß, was für eine Perle
der Architektur aus dem 19. und dem frühen 20. Jahrhundert diese
Stadt darstellt
Bisher
wurde jedoch seitens der Regierungskreisen den Politikern der
Bürgerplattform vorgeworfen, dass sie – um sich noch irgendwie
mild zu äußern – auf dem Bereich der Altbauten Mittelpolens
geradezu hervorragend im Trüben fischen können. Das Trüben
wurde hier übrigens sehr stark durch die NS-Schreckensherrschaft
beeinflusst.
Um die
Wahrheit zu sagen, es gibt jede Menge Leute außer der
Regierungspartei, die stinksauer werden als sie sehen was mit den
Mietkasernen, die oft auch Baudenkmäler sind, hier geschieht.
Sie werden in der Regel ihrem Schicksal überlassen und es
wird tatlos abgewartet bis sie am Ende abbruchreif und schließlich
abgerissen werden. Dann freuen sich die Immobilienhaie auf die
vorteilhaften Bauplätze. Man fragt sich ob dies einfach so
geschieht...
Nun
erfahren wir plötzlich was für eine große Denkmalschützerin Frau
Zdanowska ist
Sie
hat einen Brief an polnischen Premierminister geschrieben und diesen
demnächst teilweise getwittert. So lesen wir z. B.: „Wir brauchen
besondere
Unterstützung aus dem Staatshaushalt,
damit wir so viel wie möglich vom historischen Erbe unserer Stadt
retten können.“ Sie beruft sich auf ihre Verdienste für diese
Sache: „In Lodsch (Łódź) wird seit zehn Jahren eine umfassende
Renovierung durchgeführt. Wir
modernisieren nicht nur einzelne Altbauten, sondern ganze Stadtteile.
Keine Stadt macht so viel wie wir. Leider haben Baukatastrophen in
den letzten Wochen gezeigt, dass einige Dutzend Jahre
Nachkriegsversäumnisse den technischen Zustand der Miethäuser in
Lodsch (Łódź) beeinträchtigt haben. Die Anstrengungen, die wir
unternehmen müssen, liegen außerhalb der finanziellen Möglichkeiten
der kommunalen Selbstverwaltung.“
Die
schroffe Abfuhr aus dem Woiwodenamt
Der
Woiwode hat das alles mit einer eindeutig unfreundlicher Schrift
beantwortet. Frau Zdanowska wurde darauf aufmerksam gemacht,
dass alle Bauvorhaben ihrer Stadtverwaltung pausenlos überwacht und
beurteilt werden. Werde am Ende jemand infolge ihrer
(fehlerhaften) Entscheidungen
getötet, da sollte sie dafür in vollen Maße Verantwortung tragen,
denn das Beweismaterial wird tagtäglich versammelt, so der
Woiwodenamt.
Baukatastrophen
bei den Sanierungsmaßnahmen der Lodscher Zinskasernen gab es bereits
wirklich. Jedes Mal stürzte das
alte Mietshaus so unglücklicherweise, dass es nicht mehr zu retten
war. Anderseits niemand musste dabei sterben, denn die
Einwohner sowie die Bauarbeiter wurden früher vorsorglich aus dem
Grundstück abgeholt.
Es
stellt sich die Frage: Haben wir hier nur mit dem neuen politischen
Zusammenstoß zwischen der Bürgerplattform und der regierenden
PiS-Partei zu tun?
Es steht
hier zweifelsohne еin Нaufen Geld auf dem Spiel. Sich auf diese
Feststellung zu begrenzen wäre aber eine Banause. In ganz Polen es
ist nun zu hören, dass die Regierungspartei einen Griff nach der
Macht in den Großstädten, die ohne Ausnahme durch ihre
politische Gegner regiert werden, sorgfältig vorbereitet. Dies soll
wohl durch ein Sondergesetz über die verstärkten Vollmachten
der Woiwoden (der Chefs der Verwaltung der ehemaligen
polnischen Länder) erreicht werden.
In
einem Propagandakrieg zwischen den schon äußerst verfeindeten
politischen Lagern in Polen
… könnte
das Thema der Mietkasernen und ihres bedauernswerten Schicksals im
vollen Maß genutzt werden. Vor diesem Hintergrund wird die neueste
Erklärung der Lodscher Stadtpräsidentin ganz sicher eine
ziemlich wichtige Rolle spielen. Unter den gegebenen Umständen
bleibt es uns denn kleinen Menschen nur zu wünschen damit dieser
Streit mit etwas Positives für die Altbauten von der großen
historischen Wert endet.
Deutsch
war hier einst die Umgangssprache der Geschäftsleute ...
und
hoffentlich wird das Thema der deutschen
Kriegsentschädigung an Polen
hier eine positive Rolle spielen.
Ich
meine damit: es soll keineswegs so sein, dass die Leute von heute,
dessen Eltern oder Großeltern auch durch einen Amateurmaler aus Wien
ins Unglück gestürzt wurden, nun teuer für etwas bezahlen, wofür
sie kein Einfluss nehmen konnten. Man kann dies aber auf
eine ganz andere Art und Weise lösen.
Z. B.
die deutschen Steuerzahler könnten mehrere Stiftungen finanzieren,
die gegründet wären, um die deutsch-polnische Erbschaft,
darunter die Baudenkmäler, aufzubewahren und für die beiden
Völker, womöglich auch für die anderen in Polen dauerhaft arbeiten
wollenden Europäer, vorteilhaft zu nutzen.
Diese
1903 errichtete Mietkaserne wurde vor einigen Jahren im Rahmen des
Programms Mia100
Kamienic (einhundert Mietshäuser)
revitalisiert. Es wurde in den Zustand aus dem Zarenreich
zurückversetzt und...
Mehr
als zwei Jahre lang stand es leer, weil niemand unter Wohnbedingungen
wie vor dem Ersten Weltkrieg arbeiten oder leben wollte. Zusätzliche
Pläne mussten gemacht werden, spezielle sanitäre Einrichtungen
wurden in das Gebäude eingeführt, usw. Früher gab es dort manchmal
seit 1945 funktionierende Läden, denen Besitzer der Stadt jedes
Monat Miete berechneten.
Dies
könnte auch die deutsch-polnische Versöhnung festigen, denn viele
dieser Baudenkmäler erinnern uns an guten Seiten der Jahrhunderte
der gegenseitigen Beziehungen, an der Zeit wo die Polen, die
Deutschen, die Juden und sogar die Russen, jedenfalls im Alltag,
nicht nur Nachbarn, sondern auch Freunde waren.
Die
Revitalisierung der ehemaligen Posnanskischen Werke (Israel Poznanski
war ein Großindustrieller und Lebensreformer, ein der Gründerväter
der Textilindustrie in Lodsch) ist ein sehr gutes Beispiel fürs
Aufbewahren der jüdisch-polnischen historischen Erbe. Das große
Einkaufs- und Unterhaltungszentrum „Manufaktura“ ist im
Ergebnis der polnisch-französich-jüdischen Zusammenarbeit
entstanden.
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