Saturday, October 12, 2019

Die Geschichte wiederholt sich in Mittelpolen: Polens EU-Entwicklung wie Giereks Neuerungen








 
Eine alte Straße in Polen, die frühen 1970en Jahren. Vor dem Hintergrund der vernachlässigten Zustände bedeutete das neue Laden ein Hauch von Hoffnung auf bessere Zukunft. Ein Bildfenster aus dem Farbfilm Blizna – Die Narbe (1976), dem Meisterwerk der polnischen Filmkunst. Das gesellschaftliche Drama erzählt von dem ehrlichen Kapitän der staatseigenen Industrie, der sich viel Mühe gibt, um das Leben der Einwohner einer mittelgroßen Stadt besser zu gestalten. Dies gelingt ihm am Ende nicht ganz.



Ostrowiec Świętokrzyski (Heiligkreuz-Ostrowetz) ist eine große Stadt voll der Kontraste. Hier wurde viel getan, Stadtteile erweitert, Straßen und Plätze aufgeräumt. Die Sienkiewicz-Straße zum Beispiel ist besonders im Sommer schön, als sie mit frischem Grün geschmückt ist. Trotzdem macht beispielsweise die Kilinski-Straße einen ganz anderen Eindruck. Dieser Teil der Stadt ist staubig, und das nicht nur, weil dort Industriestaub fällt. Es wurde einfach lange nicht mehr in dieser Ecke geputzt. LKW-Stützpunkte und Unternehmen auf beiden Straßenseiten versuchen ebenfalls nicht, die Ordnung aufrechtzuerhalten.


Den Neuankömmling, der in der Nähe des Präsidiums der Volksstadtkammer (VSK) sein wird, begleiten auch nicht sehr gute Eindrücke:




Bruchbuden, zusammenbrechende Zäune, Schmutz und Unordnung an den Eingängen


Es ist notwendig zu erneuern, zu renovieren … Wir finden keine Rechtfertigung dafür - sagt der stellvertretende Vorsitzende des Präsidiums der VSK Zdzisław Sidor - Die Gebäuden werden bis Ende des Jahres enteignet und dann abgerissen. Hier soll nach dem Plan eine neue Innenstadt entstehen.“


(Potrzebna pomoc mieszkańców. "Echo" rozmawia z wiceprzewodniczącym prezydium MRN w Ostrowcu Świętokrzyskim Zdzisławem Sidorem. "Echo Dnia" Kielce, 11 października 1973, strona 3)




Derartige Ideen und die daraus folgenden Maßnahmen standen in der Volksrepublik Polen während des Gierek-Jahrzehnts, insbesondere in Mittelpolen, auf der Tagesordnung


Wie heute hat niemand in den entscheidenden Ämtern gefragt, ob zumindest einige kleine Mietshäuser eine größere Renovierung und Erhaltung für künftige Generationen verdienen. "In letzter Zeit gab es in Ostrowetz viele Abrissarbeiten", betonte der damalige Stadtleiter mit Stolz. Er fügte hinzu, dass die Abrissrate während seiner Amtszeit enorm beschleunigt wurde.



Infolge der Aufbruchstimmung der Regierungszeit Giereks haben wir viele Straßen, wo nur vereinzelte Altbauten geblieben sind, vererbt. Die Plattenbauten, die Spielplätze für Kinder usw. haben ihr Platz genommen.(Des Verfassers eigenes Bild und Werk)


Der Feldzug gegen die Altbauten, der damals begonnen wurde, um für die Beschaffung neuer Arbeitsplätze, Errichtung großflächiger Geschäfte, Bürogebäude und neuer Plattenbauten das günstigste Baugelände zu erhalten, ging mit dem Bau und der Renovierung von Landstraßen und einigen Straßen einher.


Es geschah in einem Ausmaß, welches stark an heute erinnert

Die Besonderheit dieses Jahrzehnts bestand darin, dass die Schulen auf verschiedenen Ebenen die Sauberkeit ausgewählter Straßen, Plätze und Innenhöfe überwacht haben. In der Praxis bedeutete dies eine unbezahlte Arbeit der Schüler dieser Schulen für die Stadt als sog. freiwilliger Arbeitseinsatz. Das bedeutete eine Reihe von Pflichten, die sich manchmal auch auf Erwachsene (die Werktätigen) bezogen, die seitens der Staats- und Parteiführung am Ort definiert wurden.



Die gewaltigen Investitionen der 1970en Jahren waren vor allem den polnischen Kindern zunutze. Nach dem schrecklichen Ausmaß der menschlichen Verluste des Landes im Zweiten Weltkrieg kümmerte sich die ganze Gesellschaft um sie. Man erlaubte ihnen sehr viel, sogar auf einer Luftmatratze auf dem Dach zu liegen und zu sitzen usw. Auch ihr „freiwilliger“ Arbeitseinsatz wurde gering festgelegt und diente unter den damals gegebenen Umständen vor allem als eine Erziehungsmaßnahme.
Ein Bildemfenster aus dem YouTube-Video: Zaczarowane podwórko (1974). Diese Fernsehkomödie, mit Edmund Fetting in einer der Hauptrollen, erinnert an den deutschen Film Das fliegende Klassenzimmer (1973).


Gleichzeitig es ist nicht zu leugnen, dass zu dieser Zeit wirklich neue, große Gemischtwarenladen und Kaufhäuser dringend gebraucht wurden

Besonders in alten und dicht bebauten Städten des Altpolnischen Industriegebiets mangelte es an Gewerbe- und Dienstleistungsflächen. In Opoczno beispielsweise hatte das größte Geschäft eine Fläche von 75 Quadratmetern. Aus diesem Grund wurde beschlossen, dort ein Warenhaus (eine solche Einrichtung wurde damals als Konsument-Warenhaus bezeichnet) mit einer Fläche von über 200 m2 und einem großen Selbstbedienungslebensmittelgeschäft (Kaufhalle) von 100 Quadratmetern zu errichten.


Die Neubauten in der VR Polen waren hässlich; einförmig und grau. Bei den PKWs es war aber ganz anders damit. Die waren weiß oder farbig. In den ersten Nachkriegsjahrzehten es gab immer noch eine Anzahl der Kraftwagen der reichsdeutschen Bauart auf den Straßen zu sehen. Hauptsächlich die BMWs (wie hier) oder Mercedes-540-Fahrzeuge. Es war damals üblich in solchen wunderbaren Fahrzeugen den Kindern eine Mitfahrt zu spenden.
Ein Bildemfenster aus dem YouTube-Video: Zaczarowane podwórko (1974).


Angesichts der damaligen Bedingungen war dies die einzige Möglichkeit, den wachsenden Bedürfnissen der Bevölkerung im Zusammenhang mit dem Bau neuer und dem Ausbau bestehender Betriebe gerecht zu werden. Dies bedeutete eine Zunahme des Einkommens und der Bevölkerung der Städte. Die Behörden hielten ihr Wort. In Opoczno gibt es ein in den 1970en Jahren gebautes Kaufhaus, das die Bewohner bis heute versorgt.






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