Eine
alte Straße in Polen, die frühen 1970en Jahren. Vor dem Hintergrund
der vernachlässigten Zustände bedeutete das neue Laden ein Hauch
von Hoffnung auf bessere Zukunft. Ein Bildfenster aus dem Farbfilm
Blizna
– Die Narbe
(1976), dem Meisterwerk der polnischen Filmkunst. Das
gesellschaftliche Drama erzählt von dem ehrlichen Kapitän
der staatseigenen Industrie, der sich viel Mühe gibt, um das Leben
der Einwohner einer mittelgroßen Stadt besser zu gestalten. Dies
gelingt ihm am Ende nicht ganz.
„Ostrowiec
Świętokrzyski (Heiligkreuz-Ostrowetz) ist eine große Stadt voll
der Kontraste. Hier wurde viel getan, Stadtteile erweitert, Straßen
und Plätze aufgeräumt. Die Sienkiewicz-Straße zum Beispiel ist
besonders im Sommer schön, als sie mit frischem Grün geschmückt
ist. Trotzdem macht beispielsweise die Kilinski-Straße einen ganz
anderen Eindruck. Dieser Teil der Stadt ist staubig, und das nicht
nur, weil dort Industriestaub fällt. Es
wurde einfach lange nicht mehr in dieser Ecke geputzt.
LKW-Stützpunkte und Unternehmen auf beiden Straßenseiten versuchen
ebenfalls nicht, die Ordnung aufrechtzuerhalten.
Den
Neuankömmling, der in der Nähe des Präsidiums der Volksstadtkammer
(VSK) sein wird, begleiten auch nicht sehr gute Eindrücke:
Bruchbuden,
zusammenbrechende Zäune, Schmutz und Unordnung an den Eingängen
Es
ist notwendig zu erneuern, zu renovieren … Wir finden keine
Rechtfertigung dafür - sagt der stellvertretende Vorsitzende des
Präsidiums der VSK Zdzisław Sidor - Die
Gebäuden werden bis Ende des Jahres enteignet und dann abgerissen.
Hier soll nach dem Plan eine neue
Innenstadt entstehen.“
(Potrzebna
pomoc mieszkańców. "Echo" rozmawia z wiceprzewodniczącym
prezydium MRN w Ostrowcu Świętokrzyskim Zdzisławem Sidorem.
"Echo Dnia" Kielce, 11 października 1973, strona 3)
Derartige
Ideen und die daraus folgenden Maßnahmen standen in der
Volksrepublik Polen während des Gierek-Jahrzehnts, insbesondere in
Mittelpolen, auf der Tagesordnung
Wie
heute hat niemand in den entscheidenden Ämtern gefragt, ob zumindest
einige kleine Mietshäuser eine größere Renovierung und
Erhaltung für künftige Generationen verdienen. "In
letzter Zeit gab es in Ostrowetz viele Abrissarbeiten", betonte
der damalige Stadtleiter mit Stolz. Er fügte hinzu, dass die
Abrissrate während seiner Amtszeit enorm beschleunigt wurde.
Infolge
der Aufbruchstimmung der Regierungszeit Giereks haben wir viele
Straßen, wo nur vereinzelte Altbauten geblieben sind, vererbt. Die
Plattenbauten, die Spielplätze für Kinder usw. haben ihr Platz
genommen.(Des Verfassers eigenes Bild und Werk)
Der
Feldzug gegen die Altbauten, der damals begonnen wurde, um für die
Beschaffung neuer Arbeitsplätze, Errichtung großflächiger
Geschäfte, Bürogebäude und neuer Plattenbauten das günstigste
Baugelände zu erhalten, ging mit dem Bau und der Renovierung von
Landstraßen und einigen Straßen einher.
Es
geschah in einem Ausmaß, welches stark an heute erinnert
Die
Besonderheit dieses Jahrzehnts bestand darin, dass die Schulen auf
verschiedenen Ebenen die Sauberkeit ausgewählter Straßen, Plätze
und Innenhöfe überwacht haben. In der Praxis bedeutete dies
eine unbezahlte Arbeit der Schüler dieser Schulen für die Stadt als
sog. freiwilliger Arbeitseinsatz. Das bedeutete eine Reihe von
Pflichten, die sich manchmal auch auf Erwachsene (die
Werktätigen) bezogen, die seitens der Staats- und Parteiführung am
Ort definiert wurden.
Die
gewaltigen Investitionen der 1970en Jahren waren vor allem den
polnischen Kindern zunutze. Nach dem schrecklichen Ausmaß der
menschlichen Verluste des Landes im Zweiten Weltkrieg kümmerte sich
die ganze Gesellschaft um sie. Man erlaubte ihnen sehr viel, sogar
auf einer Luftmatratze auf dem Dach zu liegen und zu sitzen usw. Auch
ihr „freiwilliger“ Arbeitseinsatz wurde gering festgelegt und
diente unter den damals gegebenen Umständen vor allem als eine
Erziehungsmaßnahme.
Ein
Bildemfenster aus dem YouTube-Video: Zaczarowane
podwórko
(1974). Diese Fernsehkomödie, mit Edmund Fetting in einer der
Hauptrollen, erinnert an den deutschen Film Das
fliegende Klassenzimmer (1973).
Gleichzeitig
es ist nicht zu leugnen, dass zu dieser Zeit wirklich neue, große
Gemischtwarenladen und Kaufhäuser dringend gebraucht wurden
Besonders
in alten und dicht bebauten Städten des Altpolnischen
Industriegebiets mangelte es an Gewerbe- und
Dienstleistungsflächen. In Opoczno beispielsweise hatte das
größte Geschäft eine Fläche von 75 Quadratmetern. Aus diesem
Grund wurde beschlossen, dort ein Warenhaus (eine solche Einrichtung
wurde damals als Konsument-Warenhaus bezeichnet) mit einer
Fläche von über 200 m2 und einem großen
Selbstbedienungslebensmittelgeschäft (Kaufhalle) von 100
Quadratmetern zu errichten.
Die
Neubauten in der VR Polen waren hässlich; einförmig und grau. Bei
den PKWs es war aber ganz anders damit. Die waren weiß oder farbig.
In den ersten Nachkriegsjahrzehten es gab immer noch eine Anzahl der
Kraftwagen der reichsdeutschen Bauart auf den Straßen zu sehen.
Hauptsächlich die BMWs (wie hier) oder Mercedes-540-Fahrzeuge. Es
war damals üblich in solchen wunderbaren Fahrzeugen den Kindern eine
Mitfahrt zu spenden.
Ein
Bildemfenster aus dem YouTube-Video: Zaczarowane
podwórko
(1974).
Angesichts
der damaligen Bedingungen war dies die einzige Möglichkeit, den
wachsenden Bedürfnissen der Bevölkerung im Zusammenhang mit dem Bau
neuer und dem Ausbau bestehender Betriebe gerecht zu werden. Dies
bedeutete eine Zunahme des Einkommens und der Bevölkerung der
Städte. Die Behörden hielten ihr Wort. In
Opoczno gibt es ein in den 1970en Jahren gebautes Kaufhaus, das
die Bewohner bis heute versorgt.
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