Ich möchte hier ein paar Worte schreiben über das Leben und Schaffen von hervorragenden Schöpfer der Hochkultur Europas. Sie waren drei Europäer: deutscher, polnischer und ungarischer Nationalität, und sie hatten eine gemeinsame Liebe, die hieß: das alte Rom.
Nach dem
alten Sprichwort: Liebe tut was sie will, kann der Lebenslauf jedes
von drei diesen Europäer ganz kurz zusammengefasst werden. Felix
Dahn
war ein deutscher Rechtswissenschaftler, Historiker und
Schriftsteller. Teodor
Jeske-Choiński
war ein polnischer Historiker, Journalist und Schriftsteller. Die
Dritte Hauptfigur in diesem Aufsatz war der ungarische Maler
Alexander
von Wagner.
Alle drei haben die österreichisch-deutsche Hochkultur kennengelernt
und wussten sie zu schätzen. Jeder von ihnen musste für seine Liebe
kämpfen und seine Ansichten verteidigen.
Das
Zeitalter der Spätantike...
... wo
die meisten europäischen Völker ihr Ursprung nehmen und die
Geschichte machende Rolle des alten Roms
ganz genau zu erkennen ist, haben Dahn und Jeske-Choiński
ausführlich kennengelernt und beschrieben. Der erste als
Geschichtsschreiber, der zweite als Publizist. Etwas früher belegte
Sandor Wagner die Antikenklasse bei der Münchner Kunstakademie. Sie
schrieben für auflagestärksten deutschen und polnischen
Zeitschriften. Als Verfasser der sogenannten Professorenromane
haben die beiden Schriftsteller zu ihrer Lebenszeit grosse
Anerkennung gewonnen und wurden auch politisch, als
konservativ-nationale
Denker,
ziemlich einflussreich. Für seine Errungenschaften als Hofmaler
wurde Wagner in den Adelsstand erhebt.
Die
19. sowie die frühe 20. Jahrhundert waren die Zeit der grossen
Vielschreiber, Künstler und Lebensreformer
Dahn und
Jeske-Choinski waren die besten Beispiele dafür. Der Geschichtsroman
des Erstens: Ein
Kampf um Rom.
Die Handlung spielt sich nach dem Tod des Königs Theoderichs ab,
überspannt das zweite Viertel des 6. Jahrhunderts n. Chr. und
handelt vom Kampf
der Ostgoten in
Italien gegen die Einfälle der Byzantiner und von dem Untergang
dieses edlen Germanen-Stammes.
Heute wissen wir, dass sein Untergang bedeutete auch das wahre Ende
der griechisch-römischen Hochkultur in Italien, die durch die
Germanen gerettet und beschützt wurde.
In dem
Roman wurden Heldentum und
Heldentod
insbesondere hervorgehoben, was ihn bald zu einem sog. Jungsroman im
1871 neugegründeten Deutschen Reich machte. Erst nach dem
Verhängnis des ersten Weltkriegs wurde der Roman anders
wahrgenommen, nämlich als grauenvolle
Prophezeiung.
Denn sowohl die Goten als auch die Weströmer werden in ihren
Hoffnungen enttäuscht, und am Ende der Kämpfe um Rom liegen sie
alle am Boden und nur die oströmischen Räuber werden sich als
Sieger behaupten können.
Jeske-Choiński
als Schritsteller
Sehr
kurz berichtete von dem Tod des großen europäischen Denkers die
"Neue Lodzer Zeitung". Der beste Tageblatt der
Polendeutschen, noch ein paar Jahre früher 12 Seiten stark, wurde
auf 4 Seiten pro Tag begrenzt. Polen kämpfte um Sein oder Nichtsein,
gegen die neuen Hunnen, auch als
die Schutzwehr Europas.
Dahns und Jeskes Werke wurden erschreckend zeitgemäß!
"Mit
Theodor Jeske-Choinski ist ein großer polnischer Schriftsteller und
eifriger Publizist dahingegangen. [...] Wer seine Sonne
im Erlöschen
gelesen hat, weiß, mit welch künstlerischen Mitteln starke
Wirkungen zu erzielen er wusste. Es gibt viele Romane aus der
Römerzeit. Aber Jeske-Choinski hat entschieden einen der schönsten
geschrieben. Die deutsche
Buchkritik hat
ihr Urteil gefällt: 'Das ist kein toter Kostümbilderbogen, das sind
keine Figuren, an denen außer Toga und sonstigem Bekleidungswerk
nichts römisch ist, sondern Menschen, die in ihrem Denken, Sprechen
und Handeln lebenswahre Kinder ihrer Zeit sind. Das historische ist
den Römern nicht als größere Aufputz auferlegt, sondern das Wesen,
der
lebendige Geist der Vergangenheit,
erfüllt das Werk.' Und dasselbe muss man von dem Dahns großen
Goten-Roman sagen.
Theodor
Jeske-Choinski,
17. April 1920, S. 2
Der
philosophisch-politische Gedanke von Jeske-Choiński; bis heute
aktuell
In
seinen Romanen aus der Römerzeit befasste sich Jeske-Choiński mit
der Frage nach Ursachen des Vergehens der alten Römer. Er hat den
politischen und gesellschaftlichen Selbstmord des römischen
Weltreichs
und den Sieg des Frühchristentums als Folge der menschlichen
Dummheit sowie der niedrigen Leidenschaften vorgestellt. Diese
scheinbar paradoxe Erklärung wurde zum Leitmotiv der polnischen,
italienischen und französischen Geschichtsphilosophie. Im Bereich
des historischen Pessimismus, der Ablehnung der Idee des ewigen
Fortschritts wurde Jeske-Choiński zum Vorläufer
der Oswald Spenglers Geschichtsphilosophie.
Als
Verfechter des nur teilweise moderaten Konservatismus (er lehnte die
absolute Monarchie des Zarenreiches ab) hat er einige Gedanken
niedergeschrieben, die heute als eine eingetroffene
Vorhersage
bemerkenswert erscheinen. Er warnte zum Beispiel vor dem Sozialismus,
Kommunismus und linksgerichteten Liberalismus als vor den Totengräber
des Abendlandes.
Die Ideen, die mit diesen politischen Richtungen verbunden seien,
würden die gesellschaftliche Bindungskräfte lösen, die
europäischen Völker ihre innere Stärke berauben und sie am
Ende wehrlos den blutrünstigen Invasoren preisgeben,
prophezeite er. Der Zerfall der guten Sitten, der Siegeszug des
absoluten Egoismus kommt vor dem Fall der ganzen Völker. Davor
warnte er.
Der
wunderbare und berührende Roman Felix Dahls wurde 1876
veröffentlicht – in einem sehr wichtigen Jahr für die deutsche
sowie europäische Kultur
Ich
meine damit selbstverständlich die Uraufführung des Rings
des Nibelungen.
Man vergisst aber nicht einmal im Zusammenhang damit an die
Wagnerische Idee des Gesamtkunstwerkes
zu erinnern. Als Gesamtkunstwerk bezeichnet man ein Werk, in dem
verschiedene Künste, unterschiedliche Ausdrucksformen in eine
beeindruckende Gänze vereint sind. Alle Bestandteile des großen
dramatischen Werkes ergänzen sich dabei notwendig. Dieser hohe Ideal
konnte erst durch die Filmkunst in
Farbe,
wie
in dem historischen Drama Der
Untergang des Römischen Reiches.
1968
wurde Kampf
um Rom als
zweiteiliger Historienfilm des deutschen Regisseurs Robert
Siodmak aufwendig verfilmt
Die
Hauptrollen wurden durch die besten Schauspieler West- und Osteuropas
besetzt. Vor dem Hintergrund der neusten Historienfilme aus der
Römerzeit ist das alte Filmkunstwerk ein bisschen verblasst.
Trotzdem bleibt es ein
Muster seiner Gattung;
ein prächtiger Muster, zu dem alle spätere sog. Super-Produktionen
verglichen werden müssen. Einfach weil es nicht nur unterhaltet,
lernt und warnt (Hochmut kommt immer vor dem Fall!), sondern auch
einige ausdrucksvolle Beispiele fûr Treue und große Liebe zeigt und
zum Weinen bringt.
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